Zum Thema Rapid Prototyping und dessen möglicherweise gravierenden gesellschaftlichen Auswirkungen las ich das erste mal in einen
Text der Zukunftswerkstatt Jena, der im sehr lesenswerten Büchlein »Herrschaftsfrei Wirtschaften« veröffentlicht wurde (welches es auch
komplett zum Download gibt).
Aber der Reihe nach: In der Debatte um freie Software, speziell in eher politisierten Kreisen (Stichworte sind hier etwa Ökonux oder das
Keimform-Blog), wird des öfteren die Frage aufgeworfen, ob die Art und Weise, wie freie Software produziert wird, nicht als Modell für gesellschaftliches Wirtschaften insgesamt herhalten kann. Dabei wird oft der Begriff »Keimform« aus der Wertkritik gebraucht, der etwas bezeichnet, was zwar im bestehenden Kapitalismus und dessen Kontext stattfindet, aber erste Züge anderer Strukturen aufweist.
Nun stellt sich naiverweise erstmal die Herausforderung, dass immaterielle Güter (Software, Musik, Text) mit vernachlässigbarem Aufwand kopiert werden können, insofern die Adaption der Prinzipien freier Software hier nahe liegt (bestes Beispiel die Wikipedia), im Gegensatz dazu natürlich materielle Güter hier herausfallen, weil sie immer noch einen vergleichsweise großen Produktionsaufwand pro Stück besitzen.
Die Science-Fiction-lastig anmutende Frage »Lässt sich das ändern?« bringt uns nun zurück zum Thema Rapid Prototyping. Damit werden Verfahren bezeichnet, komplett automatisiert Gegenstände zu erschaffen, im einfachsten Beispiel etwa die (schon länger technisch machbaren) 3D-Drucker, die Kunststoffgebilde nach Computervorbild erschaffen können. Weiter gedacht könnten derartige Gerätschaften, wenn sie mit unterschiedlichen Materialien arbeiten, auch zur Produktion komplexerer Geräte genutzt werden.
Das Ziel, was sich vor einigen Jahren der Wissenschaftler Adrian Bowyer setzte, lautet nun: Eine Maschine, welche in der Lage ist, sich selbst neu zu erschaffen. Sozusagen vergleichbar mit dem Schritt, als der erste Compiler lernte, sich selbst zu übersetzen.
Heute
vermeldet Golem, dass es erstmals gelungen ist, einen sogenannten RepRap dazu zu bringen, sich selbst zu reproduzieren. Von der Gesellschaft freier Güter mögen wir sicher noch ein Stück entfernt sein, sollte der RepRap allerdings tatsächlich das leisten, was seine Erfinder vermeldeten, sind wir ihr möglicherweise ein gutes Stück näher.
Achja: Der
RepRap steht mit der GPL selbstverständlich unter einer freien Lizenz.