Ohne viel über den Film zu wissen aber mit Interesse am Thema bin ich gestern ins Kino gegangen (übrigens etwas, was ich öfters tun sollte, schon oft genug hab ich den Film damit zugebracht, ihn mit meiner erwarteten Meinung zusammenzubringen).
Die Story des Films: Ein Mädchen ist gestorben, nachdem ein Priester bei ihr eine »Teufelsaustreibung«, einen sogenannten »Exorzismus« betrieben hat und sie gleichzeitig davon abhielt, die Hilfe von Ärzten in Anspruch zu nehmen. Während der Staatsanwalt ein gläubiger Christ ist, der jedoch mit den mittelalterlichen Ritualen nichts anfangen kann und den Priester für einen Mörder hält, bezeichnet sich die aufstrebende, junge Anwältin des Angeklagten als Agnostikerin.
Zu Anfang wird der Staatsanwalt als sachlich und kompetent dargestellt, auf der anderen Seite steht ein verwirrter Priester. Im Laufe des Films kippt die Stimmung, insbesondere durch die Person der Anwältin Erin Bruner, die mehrere unerklärliche Erlebnisse hat und selbst anfängt, an das Übersinnliche zu glauben. Der Film beruht auf einer Geschichte, die sich in ähnlicher Art und Weise 1976 in Bayern ereignet hat.
Der Film an sich war wenig Spektakulär, kein schlechter Film, aber auch kein besonders herausragender. Vermutlich nichts, was mir einen Blog-Eintrag wert gewesen wäre. Aber es handelt sich hier nicht lediglich um einen Gerichtsthriller mit ein paar Horrorelementen. Der Film hat eine Botschaft. Und die ist brandgefährlich.
Nun ist das Stilmittel, eine Person darzustellen, die anfangs "mit beiden Beinen fest auf dem Boden der Tatsachen steht", aber durch übersinnliche Ereignisse an ihrer Überzeugung rüttel muss, kein ungewöhnliches und man könnte es unter der künstlerischen Freiheit eines Regisseurs abtun. Wenn, ja wenn es sich wirklich um mittelalterlichen Hokuspokus handeln würde, den heute niemand mehr ernst nimmt. Jedoch zielt der Film auf ein gesellschaftliches Klima, in dem die Teile der Kirchen, die die Wissenschaftlichkeit ablehnen, Oberwasser gewinnen.
Papst Benedikt, vor kurzem noch Popstar eines absonderlichen Weltjugendtags, hat sich unlängst positiv zu Exorzismen geäußert und der Vatikan bietet gerade "Exorzismus-Kurse" an (die durchgeknallten Jubeljünger dieses Spinners sollten sich alle mal fragen was sie von sowas und von seinen permanenten homophoben Äußerungen eigentlich halten). Auf der anderen Seite stehen vor allem in den USA gerade die Kreationisten und Intelligent Design-Vertreter auf dem Plan, die der Biologie an den Kragen wollen und mit ihrer wissenschaftsfeindliche Weltsicht in Schullehrpläne drängen (übrigens kein auf die USA beschränktes Phänomen, so wollte kürzlich die Landesregierung von Thüringen den Kreationisten Siegfried Scherer zu einem "offenen Dialog" einladen, sagte dies aber nach massiven Protesten ab).
Durch sein Schwanken zwischen offener Sympathie für den Priester und "irgendwie ist alles möglich", sowie dem Ende, das irgendwie dann alle zufriedenstellen will, zielt der Film genau auf dieses Spektrum ab. Es wäre kaum eine Überraschung, wenn in Folge dieses Films Fälle von »Besessenen« zunehmen, die Exorzismus-Kurse des Vatikans sollen bereits gut besucht sein.