Saturday, June 11. 2005Noch mehr Berlin 05
Heute nachmittag: Vortrag von Markus Beckedahl, der die Entwicklung von freier Software, Wikipedia, Creative Commons etc. beleuchtete. Der Vortrag war sehr deutlich für ne andere Zielgruppe gedacht, weshalb ich auch irgendwann gegangen bin, war aber sicher für Leute, die nicht im Thema drin sind, sehr aufschlussreich.
Von der BUNDjugend gab's heute Vorträge zu WTOpoly (eine Aktion, die auf die Mechanismen in der WTO aufmerksam machen soll) und zum Jugendbündnis Zukunftsenergie, sowie zu internationaler Umweltpolitik. Gerade kam dann das Highlight des heutigen Tages, "Asche zu Asche - eine Show zur Theorie und Praxis des Geldverbrennens". Ich bin grad noch gänzlich fasziniert von den vielen Eindrücken, die ich daraus mitgenommen habe, ich hab drei A4-Seiten mit Notitzen vollgeschrieben, die ich irgendwann noch zu nem Artikel verarbeiten werde (das gibt's aber vermutlich erst, wenn ich wieder zuhause bin, hier werd ich wohl nicht dazu kommen). Alles in allem bin ich immer mehr begeistert. Zwar ist das "Rahmenprogramm" doch teilweise etwas seltsam, auf der Hauptbühne wurde vorhin eine VIVA-Moderatorin ("ihr kennt sie alle" - nein, sorry, ich hatte den Namen noch nie gehört und auch schon wieder vergessen) abgefeiert. Daneben gibt's aber ein unheimlich interessantes Workshopprogramm, außerdem treff ich jede Menge Bekannte aus den unterschiedlichsten Kreisen wieder. Achja: Kann man Schranz wirklich als Musik bezeichnen? (ich weiss ja häufig computergenerierte Musik zu schätzen, aber das was da grad läuft, gehört nicht unbedingt dazu)
Posted by Hanno Böck
in Computer culture, Copyright, Life, Linux, Music, Politics
at
00:48
| Comments (0)
| Trackbacks (0)
Friday, June 10. 2005Berlin 05 - Anreise und erste Eindrücke
Donnerstag abend bin ich angereist, auf der Hinfahrt hatte ich einige Probleme mit einer Schaffnerin, die das Berlin05-Ticket nicht akzeptieren wollte, was ich wohl noch schriftlich mit der Bahn klären muss.
Eindruck beim Frühstück: Obwohl man, wenn man sich auf der Planet P-Homepage zu Umwelt durchklickt, erfährt, was für coole Menschen Ökos sind, scheint man auf Müllvermeidung nicht gerade wert zu legen. Marmelade (die stark nach vielen E-Nummern schmeckt) in einzeln verpackten Miniportionen, Einweggeschirr, selbst die Kaffemilch ist nur in Mini-Plastikkännchen vorhanden (Beweisfoto). Überhaupt scheint die Ernährungsversorgung sehr Faast-Food-orientiert zu sein. Vortrag von Andy Müller-Maguhn (CCC) zu Geheimdiensten: Sehr spannende Einblicke über ein Thema, über das man meistens sehr wenig erfährt, Stichworte wie Echelon oder Lawful Interception (den Wikipedia-Artikel gibt's noch nicht, will den mal jemand schreiben?) dürften warscheinlich vielen nichts sagen. Materialien vom Referenten gibt's hier. Der Mensch am Solid-Stand war sichtlich überfordert mit der Frage, warum sie zwar für Fairsharing Werbung machen, aber die CD des Projekts Aufmucken gegen Rechts nicht aus freier Musik besteht. Laut offizieller Homepage sind bereits über 10.000 Menschen angemeldet, was durchaus hinkommen könnte (ist aber etwas zu unübersichtlich, um das wirklich einzuschätzen).
Posted by Hanno Böck
in Computer culture, Ecology, Life, Politics
at
17:50
| Comments (0)
| Trackbacks (0)
Projekt P - Berlin05, festival for youth politics
Yesterday I arrived at the Berlin05, festival for youth politics at the FEZ in the Wuhlheide in Berlin. After everyone found his submission in the spam-folder, everyone managed to get his ticket from the Deutsche Bahn and the weather is really bad; the festival can start.
Berlin05 is a big event from several youth organisations about political activities from young people. The program features a lot of interesting workshops, the chaos computer club is here with the camp discordia and everything is much bigger than I've expected. Also present the Fairsharing-camaign and Netzpolitik has an article online. I'll try to blog regularly from berlin05 in the next days. CC-licensed pictues are in my gallery.
Posted by Hanno Böck
in Computer culture, English, Life, Politics
at
13:53
| Comments (0)
| Trackbacks (0)
Thursday, June 9. 2005telepolis über die Deutschen
"[...] und der gute Deutsche, der inzwischen durch Abmahnungen und Strafzettel so gut dressiert ist, dass er für jeden Unfug eine höchstrichterliche Erlaubnis braucht und tatsächlich nicht mehr ohne vorherigen Kauf einer Bahnsteigkarte demonstriert, wie Tucholsky einst lästerte - und das Demonstrieren prompt sein lässt, weil es keine Bahnsteigkarten mehr gibt, schon gar nicht mit aufgedruckter Demonstrationsgenehmigung und Anleitung, wie lange und gegen was demonstriert werden darf."
telepolis über Nacktradfahrer Mal von der kleinen geschichtlichen Ungenauigkeit, dass das Lenin und nicht Tucholsky gesagt hat, doch eine sehr treffende Charakterisierung. "Revolution in Deutschland? Das wird nie etwas, wenn diese Deutschen einen Bahnhof stürmen wollen, kaufen die sich noch eine Bahnsteigkarte!" Wednesday, June 8. 2005Merkel, die Atomministerin
"Die Standsicherheit des Endlagers (Morsleben) und der betroffenen Versturzkammern, aber auch der Hohlräume darüber und darunter, ist für die nächsten Jahrzehnte gegeben." Angela Merkel 1997, Quelle: Greenpeace
Atommüll-Endlager Morsleben droht der Einsturz Die Welt, 3.7.2001 Der Castor-Skandal zeigt: Selbstkontrolle der Atomindustrie ist nicht genug Die Zeit, 28.5.1998 "Ein ähnlich skandalöses Hintergehen seiner Bürgerinnen und Bürger sei nur noch in Diktaturen oder den korrupten Strukturen einer Bananenrepublik denkbar." Gewerkschaft der Polizei, 22.5. 1998 Merkels Beamte wissen seit Jahren von Castor-Flecken taz, 12.6.1998 Wie schnell die Dinge doch in vergessenheit geraten, merkte ich gerade, als ich zu einem Thema recherchiert habe, das nun schon 7 bzw. 8 Jahre her ist. Angela Merkel, die sich heute lautstark für die Interssen der Atomindustrie zu Wort meldete, war von 1994 bis 1998 Umweltministerin der Regierung Kohl und in diesem Amt für mehrere Skandale verantwortlich. Jahrelang erklärte Merkel, das ehemalige DDR-Atommülllager Morsleben sei sicher (Zitat oben). 1998 entschied das Oberverwaltungsgericht Magdeburg, dass wegen Einsturzgefahr kein weiterer Atommüll in Morsleben eingelagert werden dürfe. 2001 stürzte ein mehrere Tonnen schwerer Salzbrocken von der Decke des "sicheren" Endlagers. 1998 wurde bekannt, dass über Jahre hinweg Verstrahlungen an Castor-Behältern teilweise um das tausendfache über den zulässigen Grenzwerten lagen. Dies brachte selbst den damaligen Vorsitzenden der Gewerkschaft der Polizei Hermann Lutz dazu, die Verhältnisse in Deutschland mit denen in einer Diktatur oder Bananenrepublik zu vergleichen. Link: Seite über Morsleben der Greenkids Magdeburg Tuesday, June 7. 2005Software needs to be free
Yesterday, there was that message on pro-linx that several projects using bitkeeper for managing their sourcecode now have problems because bitkeeper will no longer be available for free. The most important project using bitkeeper was the linux-kernel. Luckily, the kernel developers developed an alternative called git and seem to be happy with it.
The bitkeeper-issue was one issue showing how using proprietary software on free systems can lead into problems. But at all, it was not that big issue. The source was still free and the projects could switch to other software like git, svn or monotone. Now, another issue has been brought up recently: Current OpenOffice.org 2.0 beta versions need the proprietary Sun Java Runtime Environment to work. This is imho a much more grave issue. Imagine Sun does the same as BitMoover and says from one day to the other that they won't provide java for free any more. Or, even worse, if sun decides not to support future linux-versions. At the moment, this might not be that big issue, because most parts of OOo are still written in C. But imageine larger parts of it are java-based, this could mean OOo would be suddenly unavailable on Linux (or other free/alternative Systems). Luchily, the FSF is working on getting OOo to work with the free GCJ (GNU Java Compiler). (Beside that, although it's always claimed, sun java is limited to a very small number of architectures and thus not very portable) Another very dangerous threat to free software are binary drivers. Some days ago, NVidia released a new, proprietary linux-driver. They removed support for some older graphics chips. What does that mean? If you own such a card, your opportunities are very limited:
The bad thing with graphics-cards is that currently there is no real alternative. ATI is releasing binary drivers, which are very unstable and lacking a lot of features (Jon Lech Johansen wrote about that recently). As I read in the changelog of xorg, they are working on supporting newer ATI-chips (probably by reverse engineering). For the future, maybe the OpenGraphics-Project will be an alternative. Beside that, there's another problem with binary drivers. Did you ever tell people "Open Source is good, because many people can look at the code and find bugs, security holes and backdoors"? Well, if you load binary drivers in your kernel space, you can just forget this argument. Another good text I found about that issue is Freedom 0, here is the german version Freiheit 0. I often read in forums and hear from people "don't be so ideologic, not everything can be free", "RMS and the FSF are stupid, they are too ideologic", "I'm happy that nvidia releases drivers at all" etc. I hope I brought some arguments why in my opinion, free software is important and why I try to avoid the use of non-free software whereever possible.
Posted by Hanno Böck
in Copyright, English, Gentoo, Linux, Politics
at
02:43
| Comment (1)
| Trackback (1)
Saturday, June 4. 2005Die Grünen und die digitale Gesellschaft
Die Grünen haben, wie ja die letzten Tage an vielen Stellen vermeldet, einen Entwurf für ihr Wahlprogramm zum Thema "Digitale Gesellschaft" online gestellt und lassen ihn ganz modern per Wiki diskutieren. Nun isses ja mit grünen Programmen so eine Sache. Die klingen manchmal ganz sinnvoll, ham aber leider, wie man auch hier wieder sieht, nur allzu wenig mit grüner Realpolitik zu tun.
Hab mir mal die Mühe gemacht, den Entwurf im einzelnen außeinanderzunehmen (ich beziehe mich auf den Originalentwurf, da das Wiki ja in permanenter Veränderung ist und dafür auch niemand politisch verantwortlich gemacht werden kann). BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN nehmen schon lange Fragestellungen einer sich entwickelnden Wissensgesellschaft ernst. Historischer Einwurf: Ich habe bereits 1999, damals noch als Grüner, gefordert, dem Thema mehr Bedeutung zukommen zu lassen, ist etwa hier dokumentiert, was damals kaum jemand beachtet hat. Bei der Entwicklung von eGovernment-Lösungen sollte aus Gründen der Nachhaltigkeit und der Transparenz Freier Software der Vorzug gegeben werden. Elster war ein Projekt unter rot-grün. Dem Datenschutz und der IT-Sicherheit kommt in den Zeiten der "Digitalen Demokratie" eine besondere Bedeutung zu. Ja, dem Datenschutz kommt bei rot-grüner Politik wirklich eine besondere Bedeutung zu, nämlich die, dass man ihn eigentlich möglichst schnell entsorgen will (Biometrie-Pässe, ALG2 um nur mal die krassesten Auswüchse zu nennen). BÜNDNIS 90 / Die GRÜNEN haben deswegen mit der "Barriefreien Informationstechnik-Verordnung" (BITV) sicher gestellt, dass die Web-Angebote aller Bundesbehörden bis Ende 2005 barrierefrei sind. Ja, die BITV ist eine gute Idee. Wenn man sie auch umsetzen würde. Achja, für Parteien gilt die BITV leider nicht. (Mehr Infos, was die BITV ist, findet man bei Einfach für alle.) Jetzt kommt mein Lieblingssatz: Wir fordern deshalb eine RFID-Kennzeichnungspflicht im Verbraucherbereich sowie die Möglichkeit zur Entwertung der Chips. Ja! Super-Idee! Find ich klasse, das mit der Möglichkeit zur Entfernung der Chips. Gilt das auch für Reisepässe??? Wir fordern eine durchsetzungsstarke digitale Privatkopie im Urheberrecht, die nicht durch Kopierschutzmaßnahmen ausgehebelt werden darf. Das hat man ja bei der Urheberrechtsnovelle gemerkt... Wir wehren uns außerdem gegen Versuche von sicherheitspolitischen ScharfmacherInnen, im Zuge der Terrorismusbekämpfung Verschlüsselungsverbote und die Verpflichtung zur Hinterlegung von Kryptographie-Schlüsseln durchzusetzen. Jaja, diese bösen, bösen sicherheitspolitischen ScharfmacherInnen (muss schon sein, korrekt ge-gendert). Deren Parteibuch schaun wir uns besser nicht so genau an. Deswegen lehnen wir zentrale Filtermaßnahmen im Internet ab. Wir befürchten eine akute Gefährdung für offene und transparente Kommunikations-Strukturen, sowie für die Informations- und Meinungsfreiheit - und damit auch für die demokratische Leistungsfähigkeit unserer Gesellschaft. Ja, gegen Zensur, sowas machen ja nur undemokratische Staaten wie China oder (damals noch rot-grün) Nordrhein-Westfahlen. Wir wollen Freie Software fördern. Hmja. Das klingt ja so ganz nett. Hätt ich prinzipiell nix dagegen. Nur ist das für mich grad irgendwie sowas wie der dritte Schritt vor dem ersten. Von einer Partei, die zwei Gesetzen, die zur illegalisierung von freier Software geführt haben, mitzuverantworten hat, klingt es etwas absonderlich (Anm.: Das Jugendschutzgesetz verbietet das bewerben und vertreiben von Spielen ohne Altersfreigabe, was somit für alle freien Spiele gilt, das neue Urheberrecht, auch als "das deutsche DMCA" bezeichnet, führt zu so absurden Dingen, dass es nicht legal ist, eine DVD mit Hilfe freier Software anzuschauen). Das System der "Offenen Codes", der "Offenen Standards" ermöglicht einen fairen Wettbewerb, beugt Monopolen vor und sichert Innovation. Ja, Standards sind eine gute Idee. Keine Softwarepatente Achja, die lieben Softwarepatente. Ich erinnere mich, wie ein Redner auf der Demonstration in Karlsruhe meinte, man muss genau aufpassen, von denen, die behaupten, gegen Softwarepatente zu sein, ist mindestens die Hälfte für Softwarepatente. Das Fernbleiben von Renate Künast im EU-Ausschuss, zwar viel "wir sind dagegen"-Gerufe, aber das skandalöse Verhalten von Justiz- und Wirtschaftsministerium gegen en erklärten Beschluss des Bundestages schien auch niemanden dazu anzuregen, die Zweifelhafte Rolle insb. von Brigitte Zypries in der Regierung zu thematisieren, der rechtspolitische Sprecher der Grünen, Jerzy Montag (den hatten wir oben schonmal), macht sich für Softwarepatente stark... Alles in allem irgendwie doch ein klares Jein der Grünen zu Softwarepatenten. Wednesday, June 1. 2005EU-Verfassung in die Tonne
Da ich in letzter Zeit ja fast nur noch dazu neige, die Realpolitik, die sich so abspielt, mit "alles scheiße" zu umschreiben, mach ich heute mal eine Ausnahme.
Ja, es ist absolut begrüßenswert, gut und richtig, dass dieses neoliberale, militaristische Machwerk namens EU-Verfassung seinen verdienten Weg in den Papierkorb findet. Und das, obwohl eine geradezu unglaublich gleichgeschaltete Medienöffentlichkeit und All-Parteien-Koalitionen in fast allen Ländern versucht haben, die Verfassungskritiker zu diskreditieren. Dass es sich dabei mehrheitlich gerade nicht um rechtsextreme Spinner handelt, macht dieser gute telepolis-Artikel sehr deutlich. Nein, dadurch wird die Welt zwar nicht wirklich besser, die EU wird weiterhin neoliberal bleiben, die Bolkenstein-Richtlinie kommt trotzdem, Hartz 4 bleibt. Aber es ist doch mal ein Ansatz, der zeigt, dass es n paar mehr Leute da draußen gibt, denen dieser neoliberale Wahnsinn gegen den Strich geht. Bei der Gelegenheit hab ich gerade Tobias Pflüger in meine Blog-Liste aufgenommen, der als einer der ersten Kritiker an der EU-Verfassung sicher seinen Anteil an deren Scheitern hatte. Tuesday, May 31. 2005Kleine Dinge, die einen erfreuen - Graffiti in Stuttgart
Vor einigen Wochen machte ja ein sogenannter "Anti-Graffiti-Kongress" einigen Wirbel und Schlagzeilen. Ich hab das Thema damals ja lapidar mit einem "Es gibt Leute, die Betonwüsten bauen und solche, die diese Verschöneren. Letztere sind mir tendenziell sympatischer." abgetan und eigentlich könnte man das ja schnell vergessen, wenn nicht unser geliebter Innenminister der Meinung gewesen wäre, das zum Anlass zu nehmen, den Kampf gegen die Graffiti-Terroristen mit Hubschraubern aufzunehmen, was zwar einige Anwohner störte, aber es ist ja "etwas ganz Normales", wenn polizeiliche Fahndungsmaßnahmen die Bürger in kleinem Umfang in Mitleidenschaft zögen. Nebenbei erforderte der Einsatz noch ein Todesopfer, aber das ist sicherlich auch ganz normal, wenn sowas mal passiert.
Als einzige Stimme hat sich damals lobenswerterweise und trotz aller Bild-Schmutzkampagnen Stephan Schilling, Sprecher der Grünen Jugend, hervorgetan (Hey, ich lobe zur Abwechslung einen Grünen! Das ist doch mal was). Kleine Nebenbemerkung: Der Verein Noffiti, der den Kongress ausgetragen hat, macht auf seiner Webseite auch gleich seinen Hass auf alles, was künsterisch und optisch ansprechend ist, deutlich - die Seite ist praktisch Layout-frei (jaja, das Layout für mein Blog ist in Arbeit). Warum erzähl ich das grad alles? Weil mir doch vorgestern in einer Stuttgarter Straßenunterführung neben viel grauer Wand obriges Schild mit folgender Aufschrift begegnet ist: Das Besprühen dieser Fläche ist verboten. Zuwiderhandlungen werden zur Anzeige gebracht. Beschädigungen werden auf Kosten des Verursachers entfernt. Einige Meter weiter befand sich, wie zum Hohn, ein wirklich wunderschönes Exemplar. Insofern bin ich der "Landeshauptstadt Stuttgart" für ihre Beschilderung fast dankbar: Ohne das Schild wär ich vielleicht unaufmerksam an dem Kunstwerk vorbeigelaufen. Da ich nicht in Eile war, verbrachte ich längere Zeit damit, das Werk zu begutachten, machte Fotos von links nach rechts, anschließend noch mehrere Detailaufnahmen von besonders schönen Stellen. Leider hat irgendwann der Akku schlapp gemacht. Die Fotos animierten mich doch gleich dazu, mir mal eine eigene Fotogalerie zu installieren. Ich bin übrigens fasziniert, wie leistungsfähig und trotzdem mit wenigen Klicks installierbar solche Software, in dem Fall Gallery, inzwischen ist. Hier gehts zu den Graffiti-Fotos. Die Unterführung befindet sich in der Nähe vom Haus der Wirtschaft, unter der Theodor-Heuss-Straße, falls jemand das Werk live betrachten will, bevor die "Landeshauptstadt" ihre Pflicht wahrnimmt und es (hoffentlich nicht auf Kosten des Verursachers, lasst euch nicht erwischen!) entfernt. Anschließend schlenderte ich Richtung Bahnhof, vorbei an der Galerie, für deren Bau eine der wenigen verfügbaren legalen Sprayer-Flächen in Stuttgart weichen musste. Auf der Königstraße wurden gerade von diversen Autoherstellern ihre neuesten Modelle präsentiert (ich erwähnte das mit den Betonwüsten?). Ozon
Grad was von hohen Ozon-Werten gelesen... Ozon... da war doch mal was.
Kleine Geschichtsstunde der Ozon-Politik: 1995 war das Thema "Ozon" zum ersten Mal auf der politischen Tagesordnung. Die damalige Umweltminsterin Angela Merkel verabschiedete eine Sommersmog-Verordnung, befristet bis 1999, die vorsah, dass es bei einem Grenzwert von 240 Mikrogramm Ozon pro Kubikmeter Luft Fahrverbote gibt. Der Grenzwert wurde damals (insbesondere von den Grünen) als viel zu hoch kritisiert (übrigens: vorgestern warn's Stellenweise schon über 200), weshalb es zu einem solchen Fahrverbot auch nur einmal kam. Das war 1999. Der Umweltminister hieß inzwischen Jürgen Trittin, dessen Partei sich immer noch erdreistet, sich "grün" zu nennen. Die Diskussion lief dann etwa so ab, dass man feststellte, dass es eigentlich nichts bringt, Fahrverbote auszusprechen, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist (d.h. die Ozonwerte schon überhöht sind) und man eigentlich langfristige Maßnahmen erarbeiten müsste. Es gab dann vom Umweltministerium auch einige Ankündigungen und Vorschläge, mit Tempolimits und ähnlichen Maßnahmen... von denen keine Einzige umgesetzt wurde. Wie oben gesagt, die Merkelsche Sommersmog-Verordnung lief 1999 aus. Es gab und gibt bis heute keinerlei Nachfolgeregelung, keine Tempolimits und keine Fahrverbote bei überhöhten Ozonwerten. Ein trauriges Beispiel, wie grüne Umweltpolitik aussieht und in dem Fall sogar hinter der einer CDU-Regierung zurückfällt. Tuesday, May 24. 2005Wo geht's hier bitte nach Links?
Ich lern ja immer noch was dazu. Scheinbar ist jemand politisch links, der
- die Wiedereinführung der Folter fordert. - für die Quasi-Abschaffung des Asylrechts 1993 maßgeblich mitverantwortlich war. - dessen bevorzugtes Publikationsorgan die Bildzeitung ist. Begeistert werben Wahlalternative und PDS um Oskar Lafontaine. Sollte das linke Bündnis mit Stasi-IM Gisy und dem Rassisten Lafontaine wirklich zustande kommen, werd ich mich wohl endgültig ins Lager der Nichtwähler begeben. Vielleicht sollte ich bei Gelegenheit auch mal überdenken, ob der Begriff "politisch links" heutzutage noch in irgendeiner Weise brauchbar ist, bei dem Abschaum, der sich alles darunter versammelt. Friday, May 20. 2005Arrived at GPN 4
I just arrived at the GPN4, an event organized by Entropia, the local group of the chaos computer club in Karlsruhe.
The lectures sound very interesting and most are about subjects like Open Source/Free Software, DRM and alternatives, Open Content and Society etc. If you live nearby Karlsruhe you might consider to join the event for the short term.
Posted by Hanno Böck
in Computer culture, Cryptography, English, Gentoo, Life, Linux, Music, Politics
at
19:16
| Comments (0)
| Trackbacks (0)
Tuesday, March 15. 2005"Liebe Kinder, wenn ihr Filme raubkopiert, landet ihr im Knast und werdet in den Arsch gefickt"
Die Machenschaften der Filmindustrie führen mal wieder zu Würgreizen bei mir.
Im heise-Forum bin ich auf diesen Beitrag gestoßen. Worum's geht: Auf einer DVD-Sammlung "Garfield und seine Freunde" befindet sich einer der berüchtigten Anti-Raubkopierer-Spots der "Hard aber Gerecht"-Kampagne der Filmindustrie, den man nicht überspringen kann. Und das bei einer DVD für Kinder! Man sollte sich mal fragen, warum man zwar der Meinung ist, Jugendlichen unter 18 vorschreiben zu wollen, welche Spiele sie spielen dürfen, es aber scheinbar niemanden stört, wenn auf einer DVD, die als Zielgruppe klar an Kleinkinder gerichtet ist, mehr als fragwürdige und sicher nicht jugendfreie Propagandaspots angeschaut werden müssen. Saturday, March 5. 2005Industry kills Music
Erinnert sich noch jemand daran, dass die Musikindustrie mal unter dem Slogan "Copy kills music" eine Kampagne gegen sogenannte "Raubkopierer" gestartet hat? Wie absurd dies ist, zeigt sich erneut am Beispiel der Band Beatallica.
Beatallica, wie der Name schon assoziiert, spielte Beatles-Stücke im Metallica-Stil. Nichts verwerfliches sollte man meinen. Aber in unserem Absurden Copyright-System ist sowas verboten, wenn man sich nicht die Genehmigung dafür einholt. Sony, Rechteinhaber der Beatles-Songs, ging erfolgreich gegen die Band vor, sie musste ihre Webseite schließen. Der Fall hat frapierende Ähnlichkeiten mit dem Grey Album von DJ Danger Mouse. Der Rapper hatte auf dem Album Stücke des "White Album" der Beatles mit dem "Black Album" von Jay-Z gemixt. Der Vertrieb der Platte wurde verboten, die Aktivisten von Downhill Battle (sehr empfehlenswerte Website zum Thema Musikindustrie, viele Aktionen) riefen dazu auf, an einem Aktionstag, dem Grey Tuesday, das verbotene Album über Filesharing-Programme zu verbreiten und herunterzuladen. Der Fall zeigt deutlich, dass es längst nicht nur um die Frage der Musikdownloads geht, sondern dass mehr und mehr durch dieses absurde Copyright-Regime die Erschaffung von neuer Kunst, neuer Musik zerstört wird. Remixes werden illegalisiert, unkommerzielle Webradios müssen finanziell bluten, DJs dürfen ihre Mixtapes nicht mehr verbreiten etc.. Sobald Kunst auf den Werken anderer basiert (was praktisch immer der Fall ist, niemand ist frei von Einflüssen), läuft man Gefahr, von den Schergen der Musikindustrie verklagt zu werden. Tuesday, March 1. 2005Eine kleine Geschichte aus der Zukunft
2189
Eine neue Erfindung macht die Runde: Ein Forscherteam hat es ermöglicht, einen Replikator für Lebensmittel zu erstellen. Die schon im Jahr 1966 von einem Regisseur namens Gene Roddenberry in einer Science-Fiction-Serie erdachte Technologie kann endlich Realität werden. Die Menschheit hatte zwar in den vergangenen Jahrzehnten viele technologische Errungenschaften erreicht, der Hunger und die Armut konnten jedoch nicht wirksam bekämpft werden. Die Gentechnologie erwies sich als Desaster mit vorher nicht absehbaren Folgen (eine immer kleiner werdende Minderheit hatte davor gewarnt, wurde aber immer weniger ernst genommen). Durch den Replikator erscheint dies jetzt möglich, jeder kann soviel Lebensmittel erstellen, wie er möchte. 2191 Der Replikator wird zum Erfolgsprodukt, durch neue technologische Verfahren kann ein Replikator zu sehr günstigen Preisen produziert werden. 2192 Die Lebensmittelindustrie schreit auf: Ihre Umsätze brechen ein. Die IFFI (International Federation of the Food Industry) startet eine Kampagne "Replikatoren zerstören die Lebensmittelindustrie". Tausende Arbeitsplätze seien gefährdet. Daran hatte in aller Euphorie niemand gedacht. Eine Lebensmittel-Rechte-Verwaltung (FRM - Food rights management) soll in Replikatoren eingebaut werden. Lebensmittel werden mit Nanochips versehen, die die Benutzung in Replikatoren unmöglich machen. Nur speziell autorisierte Replikatoren sind in der Lage, solche Lebensmittel zu reproduzieren. Dadurch wird dem Lebensmittel-Hersteller ermöglicht, genau festzulegen, wie oft seine Lebensmittel reproduziert werden dürfen. Eine Firma leistet Pionierarbeit und produziert Äpfel, die mit den neuen Replikatoren (in schickem Design) bis zu drei mal reproduziert werden dürfen. Stimmen werden laut, die vor Gesundheitsgefahren durch die Nanochips warnen, einige Personen reagieren mit Allergien auf die Chips. 2193 Einige findige Bastler stellen Anleitungen zur Verfügung gestellt, wie man mit den alten Replikatoren dennoch Lebensmittel mit FRM-chips reproduzieren kann. Ein neues Lebensmittelgesetz wird geschaffen, Replikatoren der alten Bauart dürfen zwar noch verwendet werden, aber es ist nicht mehr erlaubt, mit ihnen Lebensmittel, die mit FRM-Chips versehen sind, zu reproduzieren. Die Verbreitung der Anleitungen steht unter Strafe. 2194 Trotz des neuen Lebensmittelgesetzes werden unkontrolliert Replikatoren weiterhin eingesetzt. Die Umsätze der Lebensmittelindustrie gehen weiter zurück. Die IFFI startet eine Kampagne "Lebensmittel-Reproduzierer sind Verbrecher". Eine neue Strategie soll Abhilfe schaffen: In allen Haushaltsgeräten (Herdplatten, Mikrowellen, Kühlschränke) soll FRM-Technologie implementiert werden, die die Nutzung von nicht-FRM-Lebensmitteln oder von solchen, die mit illegalen Replikatoren erstellt wurden, unmöglich macht. 2198 Die neuen Geräte setzen sich langsam durch, das illegale Reproduzieren von Lebensmitteln ist weitgehend eingedämmt. Die Umsätze der Lebensmittelindustrie steigen wieder. Die Gesellschaft hat erfolgreich die Bedrohung eines großen Wirtschaftszweiges abgewendet. Der Hunger in der sogenannten dritten Welt besteht zwar weiterhin, aber das ist im Vergleich zur Bedrohung für unsere Wirtschaft ein kleines Opfer. Ähnlichkeiten mit aktuellen Entwicklungen in anderen Wirtschaftszweigen sind möglicherweise nicht komplett zufällig.
« previous page
(Page 18 of 20, totaling 291 entries)
» next page
|
About meYou can find my web page with links to my work as a journalist at https://hboeck.de/.
You may also find my newsletter about climate change and decarbonization technologies interesting. Hanno Böck mail: hanno@hboeck.de Hanno on Mastodon Impressum Show tagged entries |