Saturday, February 26. 2005Fairsharing - Kampagne und Erklärung für P2P-Flatrate
Die Initiative Fairsharing setzt sich für eine pauschale Vergütung des Downloads von Musik und Filmen ein. Dadurch sollen restriktive Technologien wie Digital Rights Management verhindert werden.
Unter dem Titel "Privates Kopieren ist kein Verbrechen" wurde eine Erklärung gestartet, die auch online unterzeichnet werden kann. Die Kampagne ist auf jeden Fall ein sinnvoller Ansatz, den Kriminalisierungsbestrebungen der Musik- und Filmindustrie ein konstruktives Konzept entgegenzusetzen.
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Tuesday, February 15. 2005Zerstörung von Wissen
Zwei Erlebnisse, die sich bei mir in kurzer Abfolge abgespielt haben und die meiner Ansicht nach bezeichnend dafür sind, wie in unserer Gesellschaft mit Wissen umgegangen wird:
Vor einigen Wochen wollte ich mir zur Vorbereitung auf eine Klausur ein Buch kaufen, auf das in der Vorlesung mehrfach hingewiesen wurde (Uwe Schöning, Algorithmen kurzgefasst). Nach dem Gang in die lokale Buchhandlung, einer Suche bei Amazon und beim Verlag war klar: Das Buch kann man nicht mehr kaufen. Es wird nicht mehr aufgelegt. In der Uni-Bibliothek waren nur wenige Exemplare vorhanden, die nicht ausleihbar waren. Ich hab das Problem dann dadurch gelöst, dass ich mir ein umfangreicheres, deutlich teureres Buch zum Thema vom selben Autor gebraucht erworben hab. Leider keine sonderlich schöne Lösung Zweites Beispiel: Beim Lesen eines Buches (John Gribbin, Auf der Suche nach Schrödingers Katze) wurde auf ein in den dreißiger Jahren erschienenes Buch mit dem Titel Philosophie der Naturwissenschaft (Eddington) verwiesen. Ebenfalls Suche bei Amazon, gleiches Ergebnis: Das Buch gibt es nicht mehr. Unsere Uni-Bib hat es, somit hab ich also die Möglichkeit, mal reinzuschauen. Es ist meiner Ansicht nach geradezu ein Verbrechen gegen menschliches Schaffen, dass Bücher, deren Druck sich nicht mehr lohnt, einfach in der Versenkung verschwinden. Im Deutschen Urheberrecht ist eine sogenannte Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des Autors vorgesehen. Erst nach dieser Zeit steht der Inhalt der Allgemeinheit zur Verfügung. Die meisten Bücher sind da vermutlich schon längst vergessen. Es sollte zumindest mal ein modernes Urheberrecht geschaffen werden, welches nach angemessener Zeit und spätestens nachdem ein Buch nicht mehr im Handel erhältlich ist, den Inhalt frei verfügbar macht. Das gefällt natürlich den Lobbyisten von Bertelsmann, Microsoft, Disney (Disney hat durch entsprechende "Wahlkampfspenden" bereits elfmal eine Verlängerung der "Schutzfrist" im US-Urheberrecht erreicht) und wie sie alle heißen nicht, die am liebsten alles mit Digital Restriction Management versehen würden (und damit noch mehr Wissen vernichten) und ihre Verwertungsinteressen bedroht sehen. Aber eine Gesellschaft muss sich fragen, ob sie die organisierte Privatisierung und (bei nicht-Verwertbarkeit) Vernichtung von Kulturgütern akzeptiert oder ob deren Erhalt nicht wichtiger ist, als die Profitinteressen einiger Konzerne. Thursday, February 10. 2005Neues von, über und gegen die Musikindustrie
Ich sammel hier einfach mal ein paar aktelle Entwicklungen, die imho spannend sind:
Der AStA der Uni Marburg sucht für seine Erstsemesterparty Bands, die ihre Musik unter einer Creative Commons Lizens gestellt haben. Gleichzeitig soll aus den besten Stücken ein "Open Music Sampler" erstellt werden. Gute Aktion, weiter so! http://www.openmusic.asta-marburg.de/ Kleine Erinnerung: Es gab vor längerer Zeit schonmal die Open Music CD des Linuxtags, die Stücke sind downloadbar. Die Proteste der Webradios gegen die Tariferhöhung der GVL scheinen Aufmerksamkeit zu erregen, gestern gab es einen Artikel auf tagesschau.de. Es geht darum, dass die Tarife, die Webradios zum abspielen Copyright-geschützter Musik zahlen müssen, drastisch erhöht werden sollen, was eine Existenzbedrohung für die meisten kleinen, unkommerziellen Webradios bedeutet. Eins von vielen Beispielen, wie die Musikindustrie Kreativität nicht fördert, sondern bekämpft. Unter www.mp3tunes.com befindet sich ein neuer Musik-Downloaddienst, auf dem Stücke diverser Independent-Labels kaufbar sind. Das besondere: Ohne DRM-Restriktionen. Friday, February 4. 2005Kein Platz für Sun
Mit großen Trara hatte Sun vor einiger Zeit angekündigt, Solaris unter eine "offene" Lizens zu stellen. Dies ist inzwischen passiert, unter der sehr strittigen CCDL-Lizens.
Nachdem einige Prominente verfechter aus dem Lager der freien Software die Lizens und das Vorgehen von Sun kritisierten, reagiert Sun-Chef Scott McNealy nun beleidigt, bezeichnet die Kritiker als "GPL-Extremisten". Was aber noch schwerer wiegt: McNealy stellt ausdrücklich klar, dass entgegen bisheriger Ankündigungen Sun seine eigenen Patente auch gegen andere Open Source-Projekte einsetzen wird. Somit gilt Suns Patent-Freigabe ausdrücklich nur für das "eigene" Projekt. Wie ein Kommentar in Pro Linux schon vermerkte: Da ist einem Microsoft doch lieber, da weiss man, woran man ist. Sun sollte sich mal klar entscheiden: Wenn sie weiterhin ihre Patent-Spielchen machen, weiterhin die Hand auf der Java-VM halten und nicht im geringsten am Gedanken freier Software interessiert scheinen, dann ist für Sun kein Platz in der Community. Dann sollen sie ihr gelaber vom "offenen" Solaris aber auch bleiben lassen. Wir brauchen Sun nicht. Tuesday, January 25. 2005Neonazis und sonstige Rechte
Die Medien sind grad mal wieder voll davon. Die VS-Spitzel-Partei NPD hat sich im sächsischen Landtag geäußert. Herausgekommen ist eigentlich nichts überraschendes. Nazis sind Nazis und bleiben Nazis. Warum also der ganze Wirbel?
Meiner Ansicht nach greift die Debatte um die NPD viel zu kurz. Eine leider viel weniger beachtete Meldung: Die Junge Union Wismar- Nordwestmecklenburg wollte den erklärten Antisemiten Martin Hohmann zu einer Veranstaltung einladen. Das scheint mir der wahre Grund für den Wirbel um die NPD zu sein: Die bürgerlichen Rechten brauchen die Neonazis, um von ihrer eigenen Scheiße abzulenken. Man regt sich über einen Spinner wie Holger Appel auf, ohne sich mal zu fragen, woher eigentlich der braune Sumpf kommt, der sich da seit über zehn Jahren in Ostdeutschland zusammenrottet. Rostock-Lichtenhagen wär nicht passiert ohne einen Mob aus der "Normalbevölkerung". Die Erfolge der Rechten speisen sich aus der "Mitte der Gesellschaft". Richtig gefährlich werden die Rechten dann, wenn sie nicht offensichtlich daherkommen, sondern im bürgerlichen Schafspelz, wie ein Hohmann, ein Schill, ein Möllemann, ein Gauweiler oder ein Haider. Oder, um es in den Worten eines Theodor Adorno zu sagen: Ich betrachte das Nachleben des Nationalsozialismus in der Demokratie als potentiell bedrohlicher denn das Nachleben faschistischer Tendenzen gegen die Demokratie. [...] Nur darum machen zwielichtige Figuren ihr come back in Machtpositionen, weil die Verhältnisse sie begünstigen." Von Sachzwängen und anderen Mächten
Da les ich doch heute auf telepolis:
Eine außerparlamentarische Opposition kommt selten in die Verlegenheit, ihre Forderungen ohne Zeitverzögerung in praktische Politik umsetzen zu müssen. Und das ist vielleicht auch ganz gut so, denn Menschen verändern sich, wenn sie ein und dieselben Probleme aus anderer Position und Perspektive betrachten. Was im diskussionsfreudigen, demonstrierenden Miteinander einfach zu lösen schien, scheitert erstaunlich oft an Sachzwängen, wenn aus den Revoluzzern von einst tatsächlich Entscheider geworden sind. und mir stellt sich mal wieder die Frage: Wer ist das eigentlich, diese Sachzwänge? Von denen wir angeblich regiert werden. Eigentlich dachte ich mal, wir leben in einer Demokratie, da wählen wir Parteien, die bilden dann eine Regierung und die regiert uns (nicht das ich das jetzt uneingeschränkt toll fände, aber soweit ist doch zumindest mal die Theorie). Aber scheinbar hab ich mich da geirrt. Die Sachzwänge. Die sind viel mächtiger als alle Regierungen zusammen. Und die kann man auch nicht abwählen. Die sind einfach so da. So umschreibt telepolis blumig die rot-grüne Regierungspolitik, meint, dass die Umweltverbände, diese ewigen Querulanten, doch endlich einsehen sollen, dass "die Sachzwänge" da sind. Und dass die rot-grüne Regierung doch schon "unzweifelhaft" viel für die Umwelt tut. Naja, sehen wir uns doch mal die Realität rot-grüner Umweltpolitik an:
Daneben gibt's halt noch son paar Alibi-Projekte (Dosenpfand) und Projekte, die den Sachzwängen entgegen kamen (Erneuerbare Energie). Und wenn die Umweltverbände mal zur Abwechslung was halbwegs vernünftiges sagen, sind sie die Querulanten, "hey, was wollt ihr denn, der Umweltminister ist doch schon ein Grüner, jetzt könnt ihr nicht auch noch erwarten, dass sich die Politik ändert." Schließlich gibt's da ja noch die Sachzwänge. Geradezu eine Ironie der Geschichte ist es, dass telepolis dann am selben Tag in einem Artikel schreibt, dass eine Gruppe Prominenter das anmahnt, was man eigentlich schon lange wissen konnte: Im Klimaschutz ist es 5 vor 12, ein Handeln dringend geboten. Als kleiner, dezenter Hinweis: Das UNFCCC (ein Wissenschaftsgremium der UN, extrem verdächtig für Öko-Radikalismus) stellte schon vor Jahren fest, dass wir eine CO2-Reduktion um mindestens 60% in absehbarer Zeit bräuchten, um eine Katastrophe zu verhindern. Da muten Ökosteuer, Streitigkeiten um 3% oder 5% im Kyoto-Protokoll oder ähnliches doch eher obskur an. Man könnte übrigens den Sachzwängen ja auch mal konkrete Namen geben. BDI, IHK, Daimler, Siemens. Aber das wär ja zuviel verlangt. Tuesday, January 4. 2005Mal wieder die freie Presse
"Der große Protest gegen die Arbeitsmarktreform Hartz IV ist ausgeblieben. Die meisten Arbeitsagenturen in Deutschland konnten trotz kleiner Demonstrationen störungsfrei arbeiten." (Quelle: tagesschau.de)
Klar, und die ganzen Bilder und Berichte auf Indymedia sind sicher alles Fakes. Wie gut, dass sich unsere Politiker auf ihre Presse verlassen können. http://de.indymedia.org/2004/12/101757.shtml Thursday, December 30. 200421C3 Report
Grad zurück vom jährlichen Kongress des Chaos Computer Clubs, ein bißchen ausgeschlafen (naja, ausschlafen + Kaffee ;-), gibt's hier mal so ne Art Mini-Report.
Wie letztes Jahr schon fand der Kongress im BCC am Alexanderplatz statt, diesmal leider ohne großen Bildschirm im Nebenhaus. Ein spannendes Vortragsprogramm und natürlich viel zu wenig Zeit, alle zu besuchen, mit allen Bekannten zu quatschen und gleichzeitig alles auf dem Kongress zu sehen (und noch Schlaf gelegentlich nachzuholen). Einige Vortragshighlights picke ich mal raus, viele, die ich verpasst hab, will ich mir noch als Streams reinziehen. Im Vortrag über die Urheberrechtsnovelle wurden die ganzen Gruseligkeiten, die der zweite Korb hier mit sich bringt, aufgerollt und für die Fairshare-Kampagne geworben. Überhaupt waren die Aktivisten hier sehr präsent und ham's sogar in die tagesschau geschafft. Ich bin zwar persönlich nicht unbedingt mit allen Zielen dieser Kampagne einverstanden, halte sie aber für einen guten Ansatz, das Thema mal von der anderen Seite ins Gespräch zu bringen. Im Vortrag über TCPA stellte Rüdiger Weiss in seiner gewohnt witzigen Art (eigentlich hätte der vielleicht Komiker statt Mathematiker werden sollen - wobei, dann hätten wir keine so schönen Vorträge von ihm) den aktuellen Stand dar und erhielt großen Applaus für seine Aussage, dass, nachdem schon viele Jugendliche durch den Konsum verbotener Substanzen sinnlos kriminalisiert werden, nicht das gleiche mit Filesharern gemacht werden sollte. In zwei Vorträgen über "Quantentheorie für nicht-Physiker" (genau das richtige für mich als Physik-Nebenfach-Student ;-) durfte ich auch noch einiges dazulernen über die Zusammenhänge zwischen Welle-Teilchen-Dualismus, den komischen Mustern hinter Doppelspalten (jaja, eigentlich hatte ich das ja schon im Abi) und vieles mehr. Am dritten Tag gab's den von mir besonders gespannt erwarteten Vortrag zu MD5, der Referent stellte live einen Angriff gegen das HASH-System von Kazaa vor. Was mir leider gefehlt hat, ist ein Ausblick auf HASH-Funktionen im allgemeinen und wie die ebenfalls bekannten Schwächen in SHA-1 zu bewerten sind. Zum Abschluss gab's mal wieder Security Nightmares, von OS/2-Bankomaten mit Kommandozeile, rebootende Autos und U-Bahnen, sowie weggekommene Datenbanken des CCCs war für jeden was zum Lachen dabei. Was etwas unschön war, dass es wie im Vorjahr schon etwas wenig Platz zum Hinsetzen für nicht-Projektleute gab und dass der Rauch in den Gängen, sowie das häufige nichtbeachten der Nichtraucherzonen die Luftqualität doch stark beeinträchtigt hat. Hier wäre vielleicht eine sinnvollere Einteilung (Raucher-Zonen so, dass nicht jeder ständig durch muss) empfehlenswert. Und eine kleine Kritik am Essensangebot, zeitweise war kein vegetarisches Essen verfügbar. Aber das war verschmerzbar, der Alexanderplatz mit reichhaltiger Auswahl war ja nicht weit. Alles in allem ein lohnender Trip und nächstes Jahr sicher wieder. (P.S.: so viele Kategorien hab ich beim bloggen noch nie angekreuzt - ein Zeichen, wie vielfältig der Kongress war)
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Friday, December 24. 2004Frohe Weihnachten?
Was schreibt man an so einem Tag, wo einem an allen Ecken und Enden fröhliche Weihnachten gewünscht wird? Wo Weihnachten bei mir ziemlich gemischte Gefühle aufkommen lässt, denk ich doch beim Coca-Cola-Weihnachtsmann an das Blut unter den Fingernägeln (http://www.kolumbienkampagne.de), bei christlicher Nächstenliebe an sexuellen Mißbrauch durch Priester und den allgemeinen Weihnachtstaumel in den Städten verbinde ich eher mit Konsumwahn und Müll als mit "frohem Fest".
Man spendet einige Euro für die "dritte Welt", während der Rest des Weihnachtsgeldes für T-Shirts aus dem Sweatshop, die Weihnachtsgans aus Massentierhaltung oder die Atomstrom-betriebene Lichterkette im Garten draufgeht. Nein, ich kann an dieser Verlogenheit, an dieser Heuchelein nichts finden. Ich wünsch Euch allen trotzdem alles gute, ganz ohne Weihnachten und ohne besonderen Anlaß. Monday, December 20. 2004Softwarepatente - es geht weiter
Morgen will der EU-Ministerrat erneut über Softwarepatente abstimmen und die umstrittene Direktive trotz aller Widerstände umsetzen. Ist mein Blog eigentlich schon patentiert? Weil wir in einer Demokratie leben, werden mehrere Länder möglicherweise trotz gegenteiliger Beschlüsse der Parlamente zustimmen.
Der FFII hat einen offenen Brief an Renate Künast (die bei der Abstimmung sitzen wird) formuliert: http://demo.ffii.org/kuenast/index.html Wednesday, December 1. 2004Freie Presse
Was ist der Sinn einer Zeitungsschlagzeile? Üblicherweise würde man wohl sagen, eine Zeitungsschlagzeile dient dazu, Neuigkeiten zu verkünden. Welche Form diese hat, wie reißerisch, wie wichtig das Ereignis etc., soll hier mal außer acht bleiben. Aber dass eine Zeitungsschlagzeile prinzipiell etwas "Neues" vermitteln sollte, ist wohl im allgemeinen Sinn der Sache. Weil das Zweck einer Zeitung ist. Wenn heute in der Zeitung stünde "Rot-grün regiert zum zweiten mal in Deutschland", würde man sich warscheinlich wundern, grübeln und sich fragen, was eine Nachricht, die über zwei Jahre alt ist, dort zu suchen hat.
Nun, ich bin da heute etwas desillusioniert worden, als ich zufällig beim Einkaufen die Schlagzeile der Süddeutschen Zeitung gesehen habe. "In Guantanamo wurde gefoltert" (kann das jetzt nicht garantieren, dass das wortwörtlich so dastand, aber zumindest der Sachverhalt). Da ich mich nun schon seit längerem vorzugsweise über Blogs, Indymedia und andere Newsseiten auf dem laufenden halte, bin ich meist nicht wirklich drüber informiert, was in den konventionellen Medien Thema ist. Es lässt einen aber doch schwer zweifeln, wenn es fast drei Jahre dauert, bis eine Nachricht dort ankommt. Der erste Bericht auf Indymedia, den ich gefunden habe, ist vom 22.1.2002, der erste auf Telepolis vom 20.1.2002. Klar, das ist ja nur linke Propaganda. Das braucht unsere "freie Presse" nicht ernstnehmen. Und wenn sie's dann drei Jahre später bemerken, dass da vielleicht doch was dran war, braucht man das ja nicht zu erwähnen, dass man es JAHRE VORHER hätte wissen können. Kleine Anmerkung: Dass ich hier die Süddeutsche ausgewählt hab, ist reiner Zufall, weil mir das wirklich da aufgefallen ist. Mir ist klar, dass die Süddeutsche im Vergleich zum sonstigen Blätterwald der deutschen Presse warscheinlich noch eins der hochwertigeren Blätter ist (was angesichts des Zustands der üblichen Presseorgane wahrlich keine Auszeichnung darstellt). Das Ereignis ist auch eher willkürlich und hätte durch viele andere ersetzt werden können und nur deshalb spannend, weil man Jahre später plötzlich das indirekte Eingeständnis des eigenen Scheiterns präsentiert (was vermutlich daran liegt, dass es vor drei Jahren halt noch nicht hipp war, gegen die USA zu sein, weil man ja noch selber beim "Krieg gegen den Terror" mitgemacht hat). Es ist erstaunlich, wie gleichgeschaltet die Presse heutzutage agiert und was alles todgeschwiegen wird. Vielleicht lesen wir in 5 Jahren mal, dass in Kolumbien Gewerkschaftsmitglieder bei Coca-Cola und Nestle von Paramilitärs umgebracht werden, dass Shell in Nigeria nach wie vor Menschen für Öl umbringt oder irgendwann vielleicht sogar, dass der Kosovo-Konflikt erst durch die finanzielle Unterstützung der UCK durch Deutschland eskaliert ist (wiederum nur eine Willkürliche Auswahl von ereignissen, die in der "freien Presse" bisher keinen Platz fanden). Wissen könnte man es schon heute. Sunday, November 21. 2004Wort zum Sonntag
"Mit uns wird es keine Symbole der Unterdrückung und Unfreiheit an unseren Schulen geben"
CSU-Chef Edmund Stoiber auf dem CSU-Parteitag am Wochenende Bringt mich doch glatt dazu, hier einen Verweis auf eine sehr interessante Zitatesammlung zu verweisen: Zitate von wahren Christen Ein paar "Highlights": "Die größte Ehre, die das Weib hat, ist allzumal, daß die Männer durch sie geboren werden." (Martin Luther) "Der wesentliche Wert der Frau liegt in ihrer Gebärfähigkeit und in ihrem hauswirtschaftlichen Nutzen." (Thomas von Aquin, Kirchenlehrer, 1225-1275) "Ich will kein Mitleid für diese Hexen, ich wünsche, daß man sie Stück für Stück verbrenne." (Martin Luther) "Christen, die sich erdreisten, mit Juden zu leben, sind dem Kirchenbann verfallen." (3. Lateranerkonzil, 1179) "Ich wünsche dem Führer nichts sehnlicher als einen Sieg." (Papst Pius XII.) Friday, November 19. 2004Deutschland und die BombeVor einigen Tagen geisterte, leider wenig beachtet, die Meldung durch die Medien, dass Russland an einer neuen Generation von Atomwaffen arbeitet, die "keiner anderen Nuklearmacht der Welt zur Verfügung stehe". Genauere Details, worum es sich handelt, sind nicht bekannt. Wem dabei schon eher mal schlecht wird, der sollte sich reinziehen, was unsere Bundesregierung zum Thema verlauten lässt. "Das ist im Wesentlichen nichts Neues. Das war für die Bundesregierung nicht überraschend.", sagte Regierungssprecher Béla Anda laut einer AP-Meldung, "Es gibt einen engen strategischen Dialog mit den russischen Freunden in Berlin. Deutschland hat großes Interesse an einer strategischen Partnerschaft mit Russland." Kleine Erinnerung: Ein Teil dieser Bundesregierung nennt sich immer noch "grün" und ist mal aus der Anti-Atom-Bewegung hervorgegangen. Der "grüne" Außenminister dürfte am "strategischen Dialog" sicher seinen Anteil gehabt haben. Angesichts dieser Entwicklung wirft das auch nochmal ein neues Licht auf die verwendung von waffentauglichem, hochangereichertem Uran im Forschungsreaktor Garching 2 bei München. Links: Kampagne für atomare Abrüstung Bürger gegen Atomreaktor Garching (leider mit Flash-Intro, lässt sich aber auch so lesen) Anti-Atom-Bewegung in Russland (nein, ich kann das auch nicht lesen, aber solidarisch trotzdem ein Link) Friday, November 12. 2004Raubkopierer sind Verbrecher!!
Also ja! Aber diesmal wirklich!
Aus einem Chatlog: Wenn man unter Windows XP das Ende einer der Dateien in c:\WINDOWS\Help\Tours\WindowsMediaPlayer\Audio\Wav\ (z.B. WMPAUD1.WAV) mit einem Hexeditor betrachtet, sieht man eine merkwürdige Signatur - "Deepz0ne". Screenshot: http://untergrund.net/winwarez.jpg Die Erklärung für diese Signatur ist recht einfach: Es ist die Signatur von Deepz0ne von der bekannten Crackinggruppe Radium. Microsoft hat zur Erstellung der Dateien eine von Radium gecrackte Raubkopie von Soundforge verwendet. Anscheinend ist die Nutzung von Soundforge-Raubkopien bei Microsoft weit verbreitet - die Signatur taucht nicht nur beim Englischen Windows XP auf, sondern auch in den Lokalisierten Varianten, also auch der Deutschen Version. Ziemlich peinlich für Microsoft. Zeit die BSA anzurufen? ;) http://rafb.net/paste/results/2fK6qL42.html
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Tuesday, November 9. 200423-jähriger von Castor-Zug überrollt
Es ging durch die Medien, ein 23-jähriger Anti-Atom-Aktivist in Frankreich wurde vom Castor-Transport überrollt, er starb kurze Zeit später an seinen Verletzungen.
Ich stand am Sonntag mit einigen weiteren Aktiven in Maximiliansau (liegt an der Castor-Strecke), darauf gefasst, einen weiteren Castor-Zug durchrollen zu sehen, vielleicht vorher auf die Schienen zu kommen und ihn ein paar Minuten aufzuhalten. Um ein Zeichen zu setzen, dass auch unter rot-grün Atomkraft tödlich bleibt und dass es weiterhin notwendig ist, Widerstand zu leisten, um darauf aufmerksam zu machen, dass das Thema gerade wieder aktuell ist, da in Finnland und Frankreich neue AKWs gebaut werden sollen. Es kam alles ganz anders. Als wir die schreckliche Nachricht erfuhren, verbreitete sich Ratlosigkeit, Zweifel, Resignation. Nun, ein paar Tage später stellt sich Wut ein. Auf die Medien, die uns jetzt alle für völlig bekloppt halten, die fragen, ob das gerechtfertigt sei (nein, der Tod eines Menschen ist nie gerechtfertigt), die aber nie Fragen stellen, wenn eine neue Statistik über Leukämieerkrankungen um Atomanlagen auftaucht, die Störfälle als Nebensächlichkeit behandeln und für die die Toten, die der Atomstaat täglich hinterlässt, meist keine Zeile wert sind. Medien, die vor keiner Lüge zurückschrecken, wenn es darum geht, die Anti-Castor-Bewegung zu diskreditieren. Wütend auch auf Polizisten, die es trotz der Situation für nötig halten, anlässlich einer Trauerkundgebung vor dem Karlsruher Hauptbahnhof Menschen zu schikanieren, weil sie sich "unzulässigerweise" zu dritt im Bahnhofsgebäude aufgehalten haben (und damit eine verbotene Versammlung darstellen). Wütend, zu lesen, dass es bei den Räumungen im Wendland wieder zu vielen Verletzten kam. Wie konnte das passieren? Danach fragt leider fast niemand. Ich kenne viele Menschen, die selbst schon derartige Aktionen durchgeführt haben. Ich habe sie als sehr besonnene Aktivisten erlebt, für die ihre eigene und die Sicherheit des Transports immer an erster Stelle steht. Die sich niemals vor einem Zug anketten würden, wenn dieser nicht gewarnt worden wäre. Ein Artikel auf telepolis bemüht sich zumindest, die Hintergründe aufzuklären. Aber viele Fragen bleiben offen: Haben die Aktivisten grob fahrlässig gehandelt? Oder fuhr der Zug einfach weiter, obwohl er gewarnt wurde? Der Atomstaat geht über Leichen, das wissen wir schon lange, in Frankreich kamen schon mehrfach Anti-Atom-Aktivisten ums Leben (1977 starb Michel Vitalon bei Auseinandersetzungen mit der Polizei am geplanten Schnellen Brüter in Malville, 1985 wurde das Greenpeace-Schiff "Rainbow Warrior" vom französischen Geheimdienst versenkt, ein Journalist starb hierbei). Wie geht es jetzt weiter? Ich denke, das dümmste, was man jetzt tun kann, ist zu resignieren, aufzuhören. Das wäre sicher nicht im Sinne des verstorbenen. Wir müssen weiter kämpfen, für eine Welt, in der Menschen mehr wert sind als Profite, in der Todestechnologien wie die Atomkraft der Vergangenheit angehören. In Gedenken an Sebastian Briat, verstorben am 7. November 2004, im Kampf gegen eine tödliche Technologie.
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