Thursday, December 15. 2005Freie Medien, Objektivität und Korrektheit von Informationen
Es scheint ja gerade mal wieder Hipp zu sein, sich als Wikipedia-Kritiker zu gerieren und die angeblich mangelhafte Qualität selbiger zu rügen. Ein häufig wiederkehrendes Argumentationsmuster gegen Wikis, Blogs und andere freie/alternative Netzmedien.
Die Argumentationsmuster laufen da ja immer ähnlich ab, nach dem Schema "da kann ja jeder was schreiben und deswegen kann das natürlich auch falsch sein und ist überhaupt nicht objektiv". Soweit stimmt das. Was die Kritiker meist vergessen, ist, irgendeinen Vergleichsmaßstab aufzumachen. Um das mal an einem etwas plastischen Beispiel deutlich zu machen: Es gibt eine Zeitung, die von sich behaupten darf, die meistverkaufte Zeitung in Deutschland zu sein. Es gibt ein Blog, welches sich täglich mit selbiger Zeitung und deren Fehler beschäftigt. Nicht dass ich das jetzt sonderlich spannend finde, aber es macht die Unhaltbarkeit der o. g. Kritik deutlich. Eine Kritik, die Blogs und Wikis Subjektivität und Fehlerhaftigkeit vorwirft, geht erstmal automatisch davon aus, dass die konventionellen Medien mit einer »richtigen Redaktion« automatisch objektiver und sachlich richtig seien. Die BILD ist nur ein besonders krasses Beispiel, mit dem Dilletantismus von manchen Journalien könnte man jeden Tag Bücher füllen. Worum es doch gehen muss: Jedes Medium, egal ob Blog, Wiki, Zeitung oder Fernsehen, wird von Menschen gemacht - Menschen, die die Inhalte subjektiv beeinflussen, Menschen, die durch Werbeabteilungen, Vorgesetzte, Chefs, gesellschaftliche Zwänge etc. in ihrem Urteil beeinträchtigt sind. Das ist bei freien Medien nicht mehr der Fall als bei anderen (imho eher weniger, weil keine direkte Abhängigkeit besteht). Und wenn Blogs und Wikis dazu beitragen, dies deutlich zu machen und eben klarzumachen, dass man selbiges bei Medienkonsum IMMER im Hinterkopf haben sollte, wäre schon viel gewonnen. Ob eher »freie« oder eher konventionelle Medien objektiver, korrekter oder allgemein besser sind, lässt sich schwer generell festmachen. So schlecht scheint die Wikipedia dabei nicht abzuschneiden, wie ein Vergleich mit der Encyclopaedia Britannica, durchgeführt von der Zeitschrift Nature, feststellt. Ein schönes Einzelbeispiel findet sich auch hier im Blog der Grünen Jugend.
Posted by Hanno Böck
in Computer culture, Copyright, Politics
at
19:35
| Comments (0)
| Trackbacks (0)
Wednesday, December 14. 2005ARD-Sendung Polylux fischt im braunen Sumpf zwischen Esoterik und Holocaustverharmlosung
Mit dem Satz »Jetzt ist bewiesen: Jeder hatte schon viele Leben.« beginnt ein Beitrag der ARD-Sendung Polylux über den Esoteriker Trutz Hardo.
Was sich wie Realsatire anhört, ist offenbar ernst gemeint: Die Sendung ist unverholene Werbung für einen durchgeknallten Spinner, der für teures Geld Menschen anbietet, unter Hypnose in ihren früheren Leben zu wühlen. Selbst Krebs kann man damit heilen, wenn man erstmal die Ursachen kennt. Das wär jetzt allein schon schlimm genug, aber es kommt noch dicker: So wird, völlig unkritisch, in der Sendung die Aussage getätigt: »Wird eine Frau vergewaltigt, hat sie als Mann einst selber vergewaltigt.« Die absurde Argumentation, Opfer sexueller Gewalt seien sowieso selbst Schuld, kreativ neu verpackt. Die Aussage "Die Juden sind selbst schuld am Holocaust" wäre vermutlich doch zu viel gewesen für eine Sendung im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Selbige kann man dafür in Hardos Büchern nachlesen: "Doch bedenke, nicht er hat den Juden das Schicksal der Gaskammern zuerteilt, sondern jene haben es sich selbst ausgesucht, denn nichts geschah gegen ihren Wunsch und ihren Willen." Trutz Hardo stand wegen derartiger Aussagen bereits vor Gericht. Seine Gesinnung hätte man über eine simple Google-Recherche in wenigen Minuten herausfinden können. Insofern kann man der ARD-Reporterin nur gnadenlose Dummheit oder tatsächliche Sympathie mit dem braunen Gedankengut unterstellen. Indes, selbst ohne die antisemitischen Ausfälle des »Reinkarnations-Experten« ist der Beitrag skandalös genug. Via Volker Radke, der dazu eine Pressemitteilung von Jutta Ditfurth veröffentlicht hat. Update: Im Forum des RBB gibt es eine Stellungnahme eines Volker Heimann, Polylux-Journalist, in welchem dieser meint, der Beitrag sei satirisch gewesen. Ich bitte im Zweifel meine geneigten Blog-Leser, sich den Beitrag selbst anzuschauen. Wenn man mal prinzipiell davon ausgeht, dass es Menschen gibt, die derartiges ernst nehmen, ist es zumindest eine sehr mißverständliche Satire.. Sollte der Beitrag wirklich satirisch gemeint sein, hat Herr Heimann eine meiner Meinung nach verschobene Wahrnehmung über den durchschnittlichen Fernsehzuschauers. Natürlich wird sich ein Großteil selbiger seinen Teil gedacht haben, jedoch in einer Zeit, in der Wahrsagersendungen und ähnliches zum Normalbetrieb im Fernsehen gehören, ist dies wohl alles andere als Selbstverständlich.
Posted by Hanno Böck
in Politics
at
20:05
| Comments (9)
| Trackbacks (3)
Defined tags for this entry: trutzhardo
Data Retention / Vorratsdatenspeicherung beschlossen
Man verspürt so ein Gefühl der Ohnmacht - »mal nebenbei«, gänzlich ohne eine ernsthafte, öffentliche Debatte über das Thema, findet wieder eine Demontage der wenigen Freiheiten, die man theoretisch in einer beschissenen bürgerlichen Gesellschaft noch hat, statt. Der Kampf gegen den Terrorismus entschuldigt alles, auch wenn an der einen Stelle gerade nur allzu deutlich wird, wohin das führt, scheint das kein Anlaß zu sein, die absurde Paranoia an anderer Stelle nochmal zu überdenken.
Ich nehm mir das heute zum Anlaß, tor wieder zu aktivieren (was ich in der Vergangenheit aus Faulheit hatte schleifen lassen) und mir Gedanken zu machen, wie ich vielleicht ein paar mehr Leuten, insbesondere den technisch weniger bewandten, die Basiskenntnisse einer halbwegs abgesicherten und annonymen Kommunikation ermöglichen kann - das haben sie uns, zumindest bisher, noch nicht verboten. Netzpolitik berichtet über die Einzelheiten. Wednesday, December 7. 2005Eine extrem kämpferische Linke
Nun, das dürften die meisten mitbekommen haben, vor einigen Tagen urteilte ein Gericht gegen den heise-Verlag, dass selbiger für eventuell rechtswidrige Inhalte in den Foren verantwortlich zu machen ist, auch wenn der Verlag nicht über den Inhalt informiert wurde. Sollte das Urteil nicht gekippt werden, bedeutet dies, dass der Betrieb von öffentlichen Foren mit unkalkulierbaren Risiken verbunden ist. Für eine Institution wie den heise-Verlag dürfte es nahezu unmöglich sein, jeden Forenbeitrag zu kontrollieren, aber auch für Blogs und Wikis könnten die Auswirkungen fatal sein.
Nun, was würde man in einer solchen Situation von einer linken, politischen Position erwarten? Doch wohl, dass man selbiges politisch thematisiert. Dass man die Abzocke der Internet-Abmahnungen, die schon mehr als genug Schaden angerichtet haben, als solche kritisiert. Dass man die Bedrohung, die dabei vor allem für nichtkommerzieller Projekte ohne Rechtsabteilung entsteht, anprangert. Die Linkspartei entschied sich für einen anderen Weg. So hat diese in vorauseilendem Gehorsam sicherheitshalber ihr Forum abgeschaltet: Wir haben uns deshalb entschlossen, das Forum vorerst abzuschalten und die weitere Entwicklung der einschlägigen Rechtssprechung abzuwarten. Saturday, December 3. 2005Filmkritik "Der Exorzismus von Emily Rose"
Ohne viel über den Film zu wissen aber mit Interesse am Thema bin ich gestern ins Kino gegangen (übrigens etwas, was ich öfters tun sollte, schon oft genug hab ich den Film damit zugebracht, ihn mit meiner erwarteten Meinung zusammenzubringen).
Die Story des Films: Ein Mädchen ist gestorben, nachdem ein Priester bei ihr eine »Teufelsaustreibung«, einen sogenannten »Exorzismus« betrieben hat und sie gleichzeitig davon abhielt, die Hilfe von Ärzten in Anspruch zu nehmen. Während der Staatsanwalt ein gläubiger Christ ist, der jedoch mit den mittelalterlichen Ritualen nichts anfangen kann und den Priester für einen Mörder hält, bezeichnet sich die aufstrebende, junge Anwältin des Angeklagten als Agnostikerin. Zu Anfang wird der Staatsanwalt als sachlich und kompetent dargestellt, auf der anderen Seite steht ein verwirrter Priester. Im Laufe des Films kippt die Stimmung, insbesondere durch die Person der Anwältin Erin Bruner, die mehrere unerklärliche Erlebnisse hat und selbst anfängt, an das Übersinnliche zu glauben. Der Film beruht auf einer Geschichte, die sich in ähnlicher Art und Weise 1976 in Bayern ereignet hat. Der Film an sich war wenig Spektakulär, kein schlechter Film, aber auch kein besonders herausragender. Vermutlich nichts, was mir einen Blog-Eintrag wert gewesen wäre. Aber es handelt sich hier nicht lediglich um einen Gerichtsthriller mit ein paar Horrorelementen. Der Film hat eine Botschaft. Und die ist brandgefährlich. Nun ist das Stilmittel, eine Person darzustellen, die anfangs "mit beiden Beinen fest auf dem Boden der Tatsachen steht", aber durch übersinnliche Ereignisse an ihrer Überzeugung rüttel muss, kein ungewöhnliches und man könnte es unter der künstlerischen Freiheit eines Regisseurs abtun. Wenn, ja wenn es sich wirklich um mittelalterlichen Hokuspokus handeln würde, den heute niemand mehr ernst nimmt. Jedoch zielt der Film auf ein gesellschaftliches Klima, in dem die Teile der Kirchen, die die Wissenschaftlichkeit ablehnen, Oberwasser gewinnen. Papst Benedikt, vor kurzem noch Popstar eines absonderlichen Weltjugendtags, hat sich unlängst positiv zu Exorzismen geäußert und der Vatikan bietet gerade "Exorzismus-Kurse" an (die durchgeknallten Jubeljünger dieses Spinners sollten sich alle mal fragen was sie von sowas und von seinen permanenten homophoben Äußerungen eigentlich halten). Auf der anderen Seite stehen vor allem in den USA gerade die Kreationisten und Intelligent Design-Vertreter auf dem Plan, die der Biologie an den Kragen wollen und mit ihrer wissenschaftsfeindliche Weltsicht in Schullehrpläne drängen (übrigens kein auf die USA beschränktes Phänomen, so wollte kürzlich die Landesregierung von Thüringen den Kreationisten Siegfried Scherer zu einem "offenen Dialog" einladen, sagte dies aber nach massiven Protesten ab). Durch sein Schwanken zwischen offener Sympathie für den Priester und "irgendwie ist alles möglich", sowie dem Ende, das irgendwie dann alle zufriedenstellen will, zielt der Film genau auf dieses Spektrum ab. Es wäre kaum eine Überraschung, wenn in Folge dieses Films Fälle von »Besessenen« zunehmen, die Exorzismus-Kurse des Vatikans sollen bereits gut besucht sein. Thursday, December 1. 2005Wen die Neoliberalen so alles vereinnahmen wollen
Ich meine, das Dogma der neoliberalen Ideologen kennt man ja. Alles ist ganz furchtbar reformbedürftig (wobei Reform natürlich immer Sozialabbau heißt, aber es klingt besser), alle müssen den Gürtel enger schnallen (naja, fast alle), wenn der einzelne mehr arbeitet, gibt's mehr Arbeitsplätze etc. heißt es in Politik und Medien ja fast einhellig.
Nun musste ja schon Albert Einstein, jemand, der wie kaum jemand sonst nie einen Zweifel dran gelassen hat, was er von nationalistischer Denkweise hält, kürzlich für blödsinnige "Du bist Deutschland"-Motivationskampagnen herhalten. Doch unerwartet fand ich aber dann, wen sich da ein ARD-Kommentator zum Zeugen gemacht hat. So postuliert Tobias Häuser, im üblichen Gewäsch des neoliberalen Ideologiewirrwars Da gilt das Wort von Karl Marx: »Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert. Es kommt aber darauf an, sie zu verändern.« Und Deutschland hat sich nicht genug verändert in den vergangenen Jahrzehnten - sonst wäre es heute nicht so reformbedürftig. Thursday, November 24. 2005In schöner Regelmäßigkeit wieder - Fleischskandal
Die Aasfresser unter uns (zu denen ich nicht gehöre) durften sich in letzter Zeit mal wieder über appetitliche Meldungen freuen - vergammeltes Fleisch tonnenweise in den Verkauf gelangt, teilweise das Haltbarkeitsdatum bei der Jahreszahl gefälscht und ähnliche Erfreulichkeiten.
Jetzt will man natürlich "hart durchgreifen", "schnelle Aufklärung" und "scharfe Kontrollen". Hmja. Irgendwie kommen mir da Erinnerungen hoch. Da war was... BSE? Creutzfeldt-Jakob? Tiermehlverfütterung? Ja, da war doch was. Da wollte man auch "hart durchgreifen", alles anders machen. Seinerzeit mussten zwei Ministerien geräumt werden, man erschuf gar ein neues Ministerium, eins für Verbraucherschutz. Scheint ja gut gewirkt zu haben. Achja, irgendwann gab's auch mal Schweinepest, Maul- und Klauenseuche und Geflügelpest. Nun, ich wage die kühne Voraussage, dass auch wenn jetzt "hart durchgegriffen" wird, es "schärfere Kontrollen" gibt und was auch immer man sich noch ausdenken mag, das nicht der letzte Fleischskandal gewesen sein wird. Der Fleischkonsum unserer westlichen Gesellschaft ist ein vollkommen absurder. Die Produktion von tierischen Lebensmitteln erfordert ein vielfaches (ca. 10x) der Fläche und Energie im Vergleich zu pflanzlichen Lebensmitteln. Der Fleischkonsum in der westlichen Gesellschaft lässt sich eben nur durch Massentierhaltung realisieren - mit den logischen Konsequenzen - und sowieso nicht weltweit übertragen. Man muss kein ideologischer Vegerarier sein (ich betrachte das bei mir als persönliche Entscheidung, die ich niemanden aufdrängen muss) - aber eine Ernährung in einer absurden Form, die Seuchen und andere Unappetittlichkeiten geradezu heraufbeschwört. Wednesday, November 23. 2005»Du bist Deutschland« - Kampagne dümpelt im braunen Sumpf zwischen Neoliberalismus und Junger Freiheit
Dieses Bild hat vermutlich inzwischen fast jeder gesehen, von hier stammt es, Spreeblick hat es berühmt gemacht.
Inzwischen hat sich sogar ein »Leiter des Kampagnenbüros«, Lars Cords, bei den Spreeblick-Kommentaren zu Wort gemeldet. Natürlich wirft niemand dem Kampagnenbüro vor, von derartigen »Vorbildern« gewußt zu haben. Überraschen dürfe es jedoch kaum - wer sich in deutschnationalem Jargon ausdrückt, muss mit sowas rechnen - dass man nicht wenigstens nach dieser Panne die Sache möglichst schnell beendet, spricht eigentlich schon Bände. Dass die Kampagne selbst offen mit Rechtsradikalen Kräften paktiert, hat mich dann aber doch überrascht: So gab ein Andreas Fritzenkötter, Verantwortlicher des Bauer Verlages für die Kampagne, bereits vor einem Monat der rechten Zeitung »Junge Freiheit« ein Interview. Selbst wer wirklich der (meiner Meinung ja sehr verqueren) Ansicht ist, Deutschtümelei jenseits von rassistischer Ideologie betreiben zu können, muss sich angesichts dessen doch Fragen, wie Herr Cords angesichts solch offensichtlicher Schnittstellen zu offenen Rassisten noch behaupten kann: "Die Kampagne verurteilt aufs Schärfste Nationalsozialismus, Rassismus und neonazistisches Gedankengut." Thursday, November 17. 2005Die bösen Spiele sind schuld!
Okay, sich über Politiker lustig zu machen, ist vielleicht nicht besonders originell, aber das wollte ich meinen geneigten Blog-Lesern doch nicht entgehen lassen:
Die CSU-Abgeordnete Maria Eichhorn gibt telepolis ein Interview über Computerspiele. Schon die Überschrift, mit der gemachten Aussage "Unsere Forderung ist nicht populistisch" lässt einen ja schmunzeln (Populistisch? Wir? Niemals! Sowas würden wir nie tun! Doch nicht bei der CSU). Besonders entlarvend fand ich ja folgende Frage: Lassen sich denn Belege für eine Verbindung zwischen so genannten Killerspielen und Jugendgewalt anführen, wissenschaftliche Studien etwa? Maria Eichborn: Gerade auch im Zusammenhang mit dem Schulmassaker in Erfurt 2002 hat es Bestätigungen gegeben, denen zufolge entsprechende Filme oder Spiele durchaus einen negativen Einfluss ausüben. Ursprünglich herrschte die Meinung vor, dass es ja nicht so schlimm sei, wenn diese Filme oder Spiele von den Eltern entsprechend begleitet würden. Weil sich das nicht bestätigt hat, besteht hier ein klarer Handlungsbedarf. Hmm, schön drumrumgeredet. Die ehrliche Antwort wär vermutlich »Nein« gewesen. Aber das wär ja zu peinlich zuzugeben. Sucht man nach derartigen Studien, wird man an verschiedener Stelle fündig, etwa hier oder hier (vereinzelt auch andere Stimmen will ich jetzt nicht ausblenden, aber die Mehrheitsmeinung scheint eine andere zu sein). Eine Studie im direkten Zusammenhang mit den Ereignissen in Erfurt hab ich vergeblich gesucht. Was sich da genau "gerade auch" gezeigt hat, bleibt verborgen. Ich neige ja persönlich, wenn ich überhaupt spiele, eher zu anderen Genres und musste kürzlich feststellen, dass mein aktuelles Lieblingsspiel, welches ich auch schon in die Kategorie »neumodisch« einsortiert hätte, auch schon fast 10 Jahre alt ist (Mario 64). Ich sehe die Entwicklung durchaus kritisch. finde es legitim zu fragen, warum sich der Computerspielemarkt seit Doom und Wolfenstein so stark in Richtung Gewaltspiele entwickelt. Mit so sinnfreiem Geblubber und so Kollateralschäden, dass man vor einigen Jahren mal eben ALLE Spiele per se kriminalisiert hat (nach dem deutschen Jugendschutzgesetz sind alle Spiele erstmal ab 18, solang sie keine kostenpflichtige Freigabe beantragen) und sonstigem unsachlichem Blödsinn trägt man dazu aber ganz sicher nicht bei. Was der tp-Autor leider nicht gefragt hat: Ich würde stark vermuten, dass Frau Eichborn sich noch nie wirklich mit der Thematik außeinandergesetzt hat, dass sie vermutlich noch nie auf einer LAN-Party war, um mit den Leuten zu reden. Zum Abschluss fragt telepolis: Sie haben die sozialen Hintergründe von Gewalt angeführt. Verdeckt die Debatte um die Schuld so genannter Killerspiele aber nicht gerade eine notwendige weiter führende Diskussion über gesellschaftliche Hintergründe von Gewalt hierzulande, Armut und soziale Ausgrenzung etwa? Maria Eichhorn: Diese Punkte haben wir in unserem Koalitionsvertrag ja auch drin. Dann ist ja alles gut. Friday, October 28. 2005Neuer Reisepass: Gerade noch rechtzeitig
hab ich mir einen biometrie- und chipfreien Reisepass beantragt. Für alle anderen: Montag ist die allerallerletzte Möglichkeit.
Dank den Bemühungen unserer rot-grünen Bundesregierung, der allgemeinen Terrorhysterie und einem durchgeknallten (bald Ex-)Innenminister wird demnächst jeder, der einen Reisepass benötigt, biometrisch erfasst, darf einen kontaktlos auslesbaren Chip mit sich herumtragen (ok, das tue ich auch schon seit Jahren, die Unis warn nämlich schon viel früher so reaktionär, äh, modern). Kaum zu glauben, dass die Volkszählung in den 80er Jahren noch Proteste heraufbeschworen hat. Das allgemeine Desinteresse am Abbau sämtlicher Grundrechte, an den völlig aus dem Ruder laufenden polizeistaatlichen Maßnahmen, erschreckt mich. Eine Gesellschaft, der es egal ist, wenn jeder Mensch erfasst, mit Chip versehen und jederzeit überwachbar ist, vor dieser Gesellschaft hab ich Angst. Thursday, October 27. 2005Wer das Geld hat, hat die Macht und wer die Macht hat, hat das Recht
So sangen es einst Ton Steine Scherben, aber selten hatte man ein so schönes Beispiel, um das zu illustrieren.
Klagte doch vor einigen Jahren Les Éditions Albert René, Rechteinhaber der Asterix-Hefte, gegen den Betreiber der Website "Mobilix" wegen angeblicher Namensähnlichkeit und gewann in einem skandalösen Urteil, welches klarmachte, dass man vor der Markenrechtsmafia überhaupt nicht mehr sicher ist, weil schon zwei-Buchstaben-Kombinationen plötzlich schützbar sind. Der selbe Kläger, der selbe Grund, der Angeklagte: Die France Telekom, welche eine Marke "Mobilix" im Angebot hat. Diesmal gewinnt "Mobilix". Hinweis: Hier stand ursprünglich, dass die erste Klage vom Ehapa Verlag ausging, das ist nicht korrekt, der Ehapa Verlag ist lediglich für den deutschen Vertrieb der Asterix-Hefte zuständig, die Klage ging jedoch direkt vom französischen Rechteinhaber aus. Danke für den Kommentar und die Richtigstellung. Tuesday, October 25. 2005Atomkraftwerke stilllegen (Demonstration in Karlsruhe)
Auch wenn das Thema gerade alles andere als in ist, überall von der "Renaissance der Atomkraft" schwadroniert wird, das Märchen von AKWs für den Klimaschutz wieder aufgewärmt wird und eine Atomlobby-Organisation den Friedensnobelpreis erhalten soll, gibt es ein paar Unverbesserliche, die nach wie vor Widerstand leisten gegen eine Technologie, die täglich tausende von Menschenleben bedroht, bereits im Normalbetrieb Leukämie verursacht, in den Uranabbaugebieten die Landschaft für endlose Zeit verstrahlt und vieles mehr.
Demonstration | 29.10.05 | 13.00 Uhr | Karlsruhe, Marktplatz ausgestrahlt Atomkraftwerke stilllegen! Umsteigen - auf erneuerbare Energien! Am 5. November Demonstration in Lüneburg, ab dem 19./20. November wird der nächste Castor-Transport nach Gorleben erwartet. www.castor-stoppen.de Monday, October 17. 2005Die Mörderbanden der Festung Europa
Die Bilder sind schrecklich, die man in den letzten Wochen im Fernsehen sehn konnte: Hunderte Menschen, die keine Perspektive im jämmerlichen Leben in den von der zivilen Welt vergessenen Zonen dieser Welt sehen, versuchen über die spanischen Exklaven Ceuta und Mellila, in die Festung Europa einzudringen.
Das Menschsein hat man ihnen längst abgesprochen, es sind ja nur Flüchtlinge, es darf geschossen werden. Für die Schüsse verantwortlich, kein Rechtspopulist, der "linke" Zapatero, der sich noch im verganenen Jahr dafür feiern ließ, seine Truppen aus dem Irak abziehen zu lassen. Menschen werden zum "Problem", die Lösung: Höhere Zäune, stärkere, militarisierte Bewachung der EU-Außengrenzen, Abschiebung in eine ungewisse Zukunft. Die Ereignisse von Ceuta und Mellila sind kein Einzelfall, einzigartig daran ist alleine die Tatsache, dass zur Abwechslung mal wieder die Mainstream-Medien darüber berichten. An den EU-Außengrenzen sterben permanent Menschen, auch an der deutschen Ostgrenze gibt es immer wieder Todesfälle, Opfer der rassistischen Mörderbanden des BGS, der Schreibtischtäter in Ministerien und Behörden. Unzählige Menschen sitzen in Deutschland in Abschiebeknästen oder "Ausreisezentren", Menschen, deren einziges Verbrechen ihr falscher Pass ist. Die Todesschützen werden vermutlich nie einen Knast von innen sehen. Die militarisierten Grenzen, die Opfer, sind immanenter Teil eines politischen Systems, welches großen Teilen der Erdbevölkerung keine Perspektive jenseits der täglichen Angst vor dem Hungertod bietet. So platt es klingt, als Antwort auf eine Gesellschaft, die unschuldige Menschen erschießt, kann nur gelten: Kapitalismus tötet! Thursday, October 13. 2005Benjamin Blümchen und Bibi Blocksberg verkappte Anarchisten?
Zu diesem Ergebnis kommt zumindest eine im Auftrag der bpb erstellte Studie (via Tagesschau).
Darin schreibt der Politikwissenschaftler Gerd Strohmeier: Die "richtigen" [Anm.: In den Hörspielen] politischen Positionen bzw. Verhaltensweisen sind ökologisch, postmaterialistisch, basisdemokratisch, kritisch, zivilcouragiert, pazifistisch, sozial, antikapitalistisch, egalitär, tendenziell anarchisch bzw. antistaatlich, antihierarchisch, antiautoritär und antikonservativ; mit anderen Worten: "links" der politischen Mitte (linksliberal bis linksalternativ). Der Text ist durchaus interessant zu lesen, was mich dazu motivieren könnte, mal in meinen Kindheitsarchiven zu graben, da mir die politische Ausrichtung bisher nicht wirklich bewußt war und eher überdurchschnittlich intelligent zu sein scheint. Im besonderen stört den Politikwissenschaftler, dass die Umwelt viel zu oft vorkommt und man sich garkeine Gedanken über die Probleme der armen Wirtschaft macht. Den Befürchtungen des Herrn Strohmeier, dass die armen Kinder hier hemmungslos mit roter Propaganda überrannt werden, möchte ich entgegnen, dass er sich da glaube ich wenig Sorgen machen braucht, die Kleinen werden sicher auch noch lernen, dass die "Bösen" schwarze, buckelige Wesen sind, oder wie afrikanische Einwanderer aussehen (auf die man dann natürlich auch schießen darf) [Herr der Ringe, nur als exemplarisches Beispiel] und ähnliches mehr und damit auch Positionen "rechts" der politischen Mitte zur Genüge konsumieren.
« previous page
(Page 13 of 20, totaling 291 entries)
» next page
|
About meYou can find my web page with links to my work as a journalist at https://hboeck.de/.
You may also find my newsletter about climate change and decarbonization technologies interesting. Hanno Böck mail: hanno@hboeck.de Hanno on Mastodon Impressum Show tagged entries |