Es scheint ja gerade mal wieder Hipp zu sein, sich als Wikipedia-Kritiker zu gerieren und die angeblich mangelhafte Qualität selbiger zu rügen. Ein häufig wiederkehrendes Argumentationsmuster gegen Wikis, Blogs und andere freie/alternative Netzmedien.
Die Argumentationsmuster laufen da ja immer ähnlich ab, nach dem Schema "da kann ja jeder was schreiben und deswegen kann das natürlich auch falsch sein und ist überhaupt nicht objektiv". Soweit stimmt das. Was die Kritiker meist vergessen, ist, irgendeinen Vergleichsmaßstab aufzumachen.
Um das mal an einem etwas plastischen Beispiel deutlich zu machen: Es gibt eine Zeitung, die von sich behaupten darf, die meistverkaufte Zeitung in Deutschland zu sein. Es gibt ein
Blog, welches sich täglich mit selbiger Zeitung und deren Fehler beschäftigt. Nicht dass ich das jetzt sonderlich spannend finde, aber es macht die Unhaltbarkeit der o. g. Kritik deutlich.
Eine Kritik, die Blogs und Wikis Subjektivität und Fehlerhaftigkeit vorwirft, geht erstmal automatisch davon aus, dass die konventionellen Medien mit einer »richtigen Redaktion« automatisch objektiver und sachlich richtig seien. Die BILD ist nur ein besonders krasses Beispiel, mit dem Dilletantismus von manchen Journalien könnte man jeden Tag Bücher füllen.
Worum es doch gehen muss: Jedes Medium, egal ob Blog, Wiki, Zeitung oder Fernsehen, wird von Menschen gemacht - Menschen, die die Inhalte subjektiv beeinflussen, Menschen, die durch Werbeabteilungen, Vorgesetzte, Chefs, gesellschaftliche Zwänge etc. in ihrem Urteil beeinträchtigt sind. Das ist bei freien Medien nicht mehr der Fall als bei anderen (imho eher weniger, weil keine direkte Abhängigkeit besteht). Und wenn Blogs und Wikis dazu beitragen, dies deutlich zu machen und eben klarzumachen, dass man selbiges bei Medienkonsum IMMER im Hinterkopf haben sollte, wäre schon viel gewonnen.
Ob eher »freie« oder eher konventionelle Medien objektiver, korrekter oder allgemein besser sind, lässt sich schwer generell festmachen. So schlecht scheint die Wikipedia dabei nicht abzuschneiden, wie ein
Vergleich mit der Encyclopaedia Britannica, durchgeführt von der Zeitschrift Nature, feststellt.
Ein schönes Einzelbeispiel findet sich auch
hier im Blog der Grünen Jugend.