Wednesday, November 23. 2005»Du bist Deutschland« - Kampagne dümpelt im braunen Sumpf zwischen Neoliberalismus und Junger FreiheitComments
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Ich hoffe mal kritisch sein zu dürfen, ohne mich auf eine der beiden Extremseiten zu stellen...
Also ich bin schon immer der Meinung, dass man zu einem gewissen Grad einen Naionalstolz haben darf ohne gleich Rassist oder "Nationaler" zu sein. Schau dir Franzosen und Engländer an, ich war noch nicht dort, aber gibt es dort nicht noch immer das Ritual, dass Schüler vor der Schule gelegentlich erstmal die Nationalhymne singen? Sind sie deshalb rassistisch? Ich glaube nicht. Wäre sowas in Deutschland machbar? Defintiv nicht! Ich finde es jedenfalls grundsätzlich völlig in Ordnung, ein gesundes (im Sinne von: eben nicht elitäres) Nationalgefühl zu stärken. Es muss auch mit Deutschlands Vergangenheit irgendwann mal möglich sein, sein Land gut zu finden ohne dass alle denken man will alle anderen gleich ausrotten. Ich finde deine Thesen oben, dass man dem Spruch an sich gleich eine rassistische Ideologie ansieht, völlig überzogen und genau betrachtet ähnlich schlimm wie so manche rassistischen Ansichten. Ich mag die Kampagne, eben grade weil die zur Zeit viel zu starke Linke in Deutschland immer Glauben machen will, alle anderen sind besser, nur unser Land wird für alle Zeit Scheisse sein. Das schürt einen Gegenpol am rechten Rand und ich finde eine Verlagerung der Masse zurück in die Mitte viel sinnvoller als wenn sich die Masse links aufhält und dann einen immer stärkeren Gegenpol rechtsaußen provoziert (was man ja in letzter Zeit recht deutlich sieht). Und dass ein "Hey, ich bin stolz auf Deutschland" nicht gleich bedeutet "Ich bin stolz auf das was Deutschland vor zwei Generationen (!!) gemacht hat", versteht sich hoffentlich von selbst.
hallo bernd! ich bin der meinung das nationalstolz was fuer leute ist die sonst nix haben um stolz drauf zu sein.
was interessiert es mich ob ich rotwein-franzman, teetrinker, wisky-ami oder sauerkrautdeutscher bin? es ist nix was ich gleistet habe, ich bin nur zufaellig in einem land geboren wurden - warum also stolz sein? gibt fuer mich ueberhaupt keinen grund. ich bin mensch dieses schoenen blauen planeten und nicht irgendjemand der durch willkuerliche grenzen einer nation angehoert. meine meinung
Ersteinmal würde ich alle dem zustimmen, was du gesagt hast. Es gibt eine Form von Nationalismus, die in der Tendenz eher sehr harmlos ist. Klassischerweise bezeichnet man diese Spielart als »republikanischen Nationalismus«. Dieser ist v.a. in Ländern verbreitet, in denen historisch eine republikanische (aka bürgerliche) Tradition gegeben ist. Frankreich gehört dazu, die USA etc.
Nun aber zum fetten Widerspruch: in Deutschland ist das nicht so. Der deutsche Nationalstolz ist schon immer ein völkischer gewesen, siehe Wagner, Fichte, Luther, usw. Er basiert auf dem Prinzip »ius sanguinis«, also der Idee der Blutsverwandtschaft. Die deutsche Nation ist also nicht eine Wertegemeinschaft, sondern eine Volksgemeinschaft, die nicht aufgrund eines gemeinsamen Common Sense existiert, sondern Deutscher ist, wer deutsches Blut hat (bis heute im Übrigen im Staatsbürgerschaftsrecht so verankert). Das ist der gravierende Unterschied. Ansonsten hast du schon recht, dass es Nationalismen gibt, die man ignorieren kann und als Spielart abtun für Leute, die halt sonst nix haben. Als Linker, und als solcher verstehe ich mich, will ich doch weiterhin die progressive Lösung der sozialen Frage, sind Nationalismen als das zu kritisieren was sie sind: im Grunde neurotisch und stinknormale Auswüchse des jeweiligen Selbstverständnisses einer Nation. Im Unterschied nur, dass bürgerlicher Nationalismus natürlich eher unprobllematisch ist, hingegen völkischer hinter das zurückfällt, was wir Zivilisation nennen und was ich grundsätzlich erst einmal sinnvoll finde. |
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