Saturday, March 21. 2009LPI / LPIC - ein kleines Resumee
Ich habe, wie ich kürzlich bereits erwähnt habe, auf den Chemnitzer Linux-Tagen die erste LPI-Prüfung abgelegt. Die LPI ist eine Institution, die Zertifizierungen für Linux-Kenntnisse anbietet. Es existieren verschiedene Levels, nach Bestehen der zweiten Prüfung darf ich mich dann LPIC-1 nennen.
Zwar darf ich natürlich zu konkreten Inhalten der Prüfungsfragen nichts sagen (das muss man während der Prüfung unterschreiben), möchte aber dennoch einige allgemeine Anmerkungen dazu loswerden. Zunächst mein Haupt-Kritikpunkt: Die Prüfung bezieht sich auf alte Inhalte, und zwar auf sehr alte. Eine Frage bezog sich auf Spezifika eines 2.0-Kernels. Ich erinnere mich noch dunkel, dass zu der Zeit, als ich gerade mal anfing, mich mit Linux zu beschäftigen, gerade das Neuerscheinen von Kernel 2.4.0 ein heißes Thema war. Das ist nun schon knapp 10 Jahre her. Das war sicher das extremste Beispiel, aber es zieht sich durch mehrere Fragen durch. Nehmen wir jemanden, der sich sehr kompetent mit Linux auskennt, aber sich vielleicht erst seit 3 Jahren mit Linux beschäftigt. Er hätte schlicht das Problem, dass ihm xfree86 einfach nie begegnet ist. Bei den nicht gerade günstigen Preisen der Prüfung hätte ich schon erwartet, dass sie halbwegs dem aktuellen Stand der Entwicklung entsprechen. Ein weiterer, sicher schon oft genannter Kritikpunkt, ist die Frage der (nicht vorhandenen) Distributions-Neutralität. Im Flyer des LPI wird explizit damit geworben wird, dass die Zertifizierungen Distributions-übergreifend seien. Das ist, um es deutlich zu sagen, schlicht gelogen. Es handelt sich nur um einen kleinen Teil der Fragen (bzgl. rpm), die man auch einfach weglassen könnte, es würde der Prüfung nichts nehmen. Jenseits dessen noch eine eher grundsätzliche Anmerkung: Große Teile der Prüfung beziehen sich auf das mehr oder weniger Ausweniglernen von Befehlen und Parametern. Das ist natürlich komplett realitätsfern. In jeder realen Situation, in der meine Linux-Kompetenz gefordert ist, habe ich natürlich die Möglichkeit, mir die man-Pages und Dokumentationen von Programmen anzusehen. Insofern sollte man sich klar sein, dass ein LPI-Zertifikat auch nur sehr beschränkt Auskunft darüber gibt, wie fähig man tatsächlich mit einem Linux-System umgehen kann. Wednesday, March 18. 2009Atheistische Kampagne versus BVG
Kürzlich schrieb ich bereits über eine atheistische Kampagne, die mit Werbebotschaften auf Bussen in anderen Ländern einigen Wirbel verursachte.
Kurz darauf starteten einige Menschen und Gruppen eine Initiative, eine vergleichbare Kampagne auch in Deutschland loszutreten. Dies verlief wohl recht erfolgreich, schnell fanden sich genug Spendengelder, um auch einige Plakatflächen auf öffentlichen Verkehrsmitteln zu mieten. Allerdings wollte man wohl bei verschiedenen deutschen Verkehrsgesellschaften mit solch gottlosem nichts am Hut haben. Ein Sprecher der BVG (Berliner Verkehrsgesellschaft) vermeldete »Wir wollen nicht, dass sich die Fahrgäste der BVG aufregen müssen« (taz vom 18.3.). Bei anderen Verkehrsunternehmen hat man wohl ähnliche Schwierigkeiten. Nun, man sollte die BVG vielleicht hierbei beim Wort nehmen. Ich rufe hiermit also dazu auf, sich in Zukunft Plakate in BVG-Fahrzeugen genauer anzuschauen und der BVG dann mitzuteilen, welche Plakate einen alles aufregen. Aktuell fällt mir etwa sexistische Werbung für den Kauf von Blumen ein (hab leider gerade kein Dokumentationsfoto parat). Auf telepolis gibt's ein Interview mit einem der Kampagnenmacher. Darin wird auch erwähnt, dass die BVG behauptete, auch keine religiöse Werbung zuzulassen, wobei der Inteviewte bereits Beispiele nennt, wo das in der Vergangenheit nicht der Fall war. Update: Im Brightsblog gibt's aktuelle Bilder christlicher Werbung bei der BVG, eine davon für eine recht offensichtlich fundamentalistische Organisation. Saturday, March 14. 2009Chemnitzer Linux-Tage 2009
Ich bin mal wieder, wie in den Vorjahren auch schon, auf den Chemnitzer Linux-Tagen. Die Linux-Tage in Chemnitz gehören inzwischen zu einer der zentralen Veranstaltungen der freien Software-Community.
Morgen werde ich mich zum ersten Mal an einer LPI-Prüfung versuchen. Habe mich kaum vorbereitet und bin mal gespannt ob man das auch so schafft. Wenn es nicht klappt werde ich mir evtl. entsprechende Literatur zulegen und es erneut versuchen. Bilder gibt's hier: https://pictures.hboeck.de/clt2009/ Tuesday, March 10. 2009Eindrücke vom ATTAC-Kapitalismuskongress
Am vergangenen Wochenende fand in Berlin ein von ATTAC veranstalteter Kongress unter dem Titel Kapitalismus am Ende? Capitalism [no] exit? statt. Obwohl ich mich ATTAC politisch nicht sonderlich verbunden fühle, reizte mich die vorhandene Vielfalt an Referenten, die weit über das, was üblicherweise ATTAC-Spektrum ist, hinausging.
Es fällt schwer, die Summe der Eindrücke in Blog-kompatibler Weise wiederzugeben. Der überraschend große Andrang zeigt wohl, dass hier in Zeiten der Krise Fragen thematisiert werden, die im Moment einigen Leuten unter den Nägeln brennen. Inhaltlich bestand vor allem eine zentrale Konfliktlinie zwischen keynesianistisch orientierten reformistischen Ansätzen und radikaler Kritik. Wobei letzterer die gängige Vorhaltung gemacht wurde, keine Alternativen anbieten zu können. Einen verhältnismäßig großen Raum nahmen diverse Workshops zu Wachstumskritik im Kontext von Peak Oil und Klimawandel ein. Allerdings, wie ein Teilnehmer einer Diskussionsrunde zum Thema anmerkte, reicht das Thema längst nicht in die gesamte Diskussion - tatsächlich finde ich das eine der möglicherweise wichtigsten Fragen, weil sie praktisch alle Ansätze, die auf eine bessere Verwaltung kapitalistischer Verhältnisse abzielen (ergo: Keynesianismus), in Frage stellt (auf meiner ToBlog-Liste steht zum Thema noch eine Rezension des Buches »Grenzen des Kapitalismus«). Kleine Randbemerkung: Einige Veranstaltungen wurden wohl mitgeschnitten, die Mitschnitte sind aber, zumindest im Moment, nicht allgemein verfügbar, sondern sollen demnächst zu Bestellen sein. Copyrightkritik wäre vielleicht ein Thema, welches man den Organisatoren das nächste Mal ans Herz legen sollte. Thursday, March 5. 2009Verschlüsselte Mail von der AOK
Ich hatte vor kurzem per eMail Kontakt mit der AOK Berlin.
Durchaus gross war meine Überraschung, als ich von dieser eine Mail bekam, die PGP-Verschlüsselt war. Wohlgemerkt, ich hatte nicht mit irgendeiner Security- oder Computerabteilung, sondern mit der gewöhnlichen Kundenbetreuung zu tun. Da mein Initialkontakt via Webformular stattfand, war auch keine Mailsignatur von mir dort angekommen, insofern kann ich nur annehmen, dass deren Mailsystem automatisiert auf einem Keyserver meinen Key gesucht hat und diesen verwendet. Oder ein motivierter Mitarbeiter hat diesen hier von der Webseite. Dass sämtliche Mails an Mailadressen, für die Schlüssel existieren, automatisiert verschlüsselt werden, kann ich mir kaum vorstellen, weil hier erstens vermutlich ein erheblicher Supportaufwand entsteht (passiert mir selber ja oft genug dass ich Nachrichten der Form »bitte nicht verschlüsseln, ich hab meinen Key verlegt / grad nicht da«) und zweitens ja die Mailadressen in den Keys in keinster Weise verifiziert werden. Allerdings existiert beispielsweise das PGP Global Directory, in dem nur Keys mit regelmäßig verifizierten Mailadressen landen. Das erscheint mir im Moment die plausibelste Erklärung. Auch wenn ich nicht genau weiss, wie die AOK an den passenden Key kam, lobenswert finde ich es allemal, dass sich zur Abwechslung mal jemand in einem aus Datenschutzgründen sehr sensiblen Bereich von selbst um verschlüsselte Kommunikation bemüht.
Posted by Hanno Böck
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Tuesday, March 3. 2009Transparentaktion am »Molecule Man« in Berlin
Der Molecule Man wurde heute von einigen Aktivisten bestiegen, die ein Transparent mit der Aufschrift »Atommafia versenken« daran anbrachten.
Die Aktion ist Teil einer Aktionswoche gegen RWE wegen dessen Beteiligung am Atomkraftwerk Belene in Bulgarien. Das Projekt ist auch im Aufsichtsrat von RWE strittig. Die Allianz, vor deren Gebäude die Aktion stattfand, könnte direkten Einfluss auf die Entscheidung üben. Indymedia-Bericht Infos zur Aktionswoche bei Urgewald Update: Es gibt ein Video der Aktion bei kanalB.
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