Sunday, December 18. 2005Bill Gates, das Time Magazin und die Bekämpfung der Armut
Das Time Magazin hat U2-Sänger Bono, sowie Bill Gates und dessen Frau Melinda als »Persons of the year« für ihr Engagement gegen Hunger und Armut ausgezeichnet.
Die Auszeichnung von Bill Gates stößt mir hier übel auf. Die Tagesschau schreibt hierzu, "So verwaltet die gemeinsame Stiftung der Gates 29 Milliarden Dollar, mit denen zum Beispiel die Entwicklung von Impfstoffen finanziert wird, die sonst niemand bezahlen will." Mir kam als erstes der Gedanke "die vielleicht garnicht so teuer sein müssten, gäbe es nicht ein absurdes Patentsystem, welches Profite über Menschenleben stellt". Die Verbindung mag nicht sofort einleuchten, jedoch muss man feststellen, wenn man die Entwicklung auf internationaler Ebene betrachtet, dass die Debatte um »geistige Eigentumsrechte« 1, also in erster Linie Copyrights und Patente, meist gemeinsam geführt wird. Insbesondere das TRIPS-Abkommen der WTO ist hier zu erwähnen, welches international die Verschärfung von »geistigen Eigentumsrechten« vorantreibt und eben auch dafür verantwortlich ist, dass Pharmakonzerne gegen Entwicklungslänger klagen können, die Generika (d. h. kostengünstige Kopien von teuren Medikamenten) herstellen. International bekannt wurde 2001 eine Klage von 40 internationalen Pharmakonzernen gegen Südafrika um AIDS-Medikamente. Und zu den Lobbyisten für eine verschärfte Auslegung gehört eindeutig die Firma Microsoft. Auch an anderen Stellen hat die Frage nach »geistigen Eigentumsrechten« häufig Relevanz für Entwicklungsländer, aus dem schlichten Grund, dass sie aufgrund ihrer verspäteten Industrialisierung kaum die Möglichkeit hatten, »geistiges Kapital« anzuhäufen. So haben sich auf vergangenen internationalen Gipfeln der WTO und der WIPO immer wieder Entwicklungsländer und NGOs gegen Verschärfungen in diesem Bereich ausgesprochen. Insbesondere in Brasilien2, aber auch in anderen Entwicklungs- und Schwellenländern, wird seit einigen Jahren massiv freie Software gefördert, weil diese oft die einzige Möglichkeit sind, die hohen kosten für eine EDV-Ausstattung finanziert zu bekommen. Freie Software bietet hier große Chancen. Mit welchen Mitteln Microsoft gegen freie Software agitiert, brauche ich ja kaum zu erwähnen. Insofern ist die Auszeichnung von Bill Gates ein sehr problematisches Signal. Es stellt sich die Grundsatzfrage, ob man Hilfe für die Armutsregionen dieser Welt in rein karitativer Art und Weise bei Aufrechterhaltung der Abhängigkeitsstrukturen betreiben will oder ob man strukturelle Änderungen anstrebt, die eine Chance bieten, am Reichtum stärker teilzuhaben. Das Engagement von Bill Gates ist eben nur ersteres. 1 Ich benutze den Begriff »geistige Eigentumsrechte« bewußt in Anführungszeichen, weil der Begriff stark ideologisch vorbelastet ist und auch häufig kritisiert wird. Mir ist jedoch kein anderer in der öffentliche Debatte geläufiger Oberbegriff für den Themenkomplex bekannt. 2 Ich bin trotz allem kein Freund einer allzu großen idealisierung der brasilianischen Regierung, insbesondere im Bezug auf die Landlosenbewegung. Update: Der Observer-Journalist Greg Palast hat schon vor längerer Zeit ähnliches geschrieben, er drückt sich da etwas drastischer aus. Thursday, December 15. 2005Freie Medien, Objektivität und Korrektheit von Informationen
Es scheint ja gerade mal wieder Hipp zu sein, sich als Wikipedia-Kritiker zu gerieren und die angeblich mangelhafte Qualität selbiger zu rügen. Ein häufig wiederkehrendes Argumentationsmuster gegen Wikis, Blogs und andere freie/alternative Netzmedien.
Die Argumentationsmuster laufen da ja immer ähnlich ab, nach dem Schema "da kann ja jeder was schreiben und deswegen kann das natürlich auch falsch sein und ist überhaupt nicht objektiv". Soweit stimmt das. Was die Kritiker meist vergessen, ist, irgendeinen Vergleichsmaßstab aufzumachen. Um das mal an einem etwas plastischen Beispiel deutlich zu machen: Es gibt eine Zeitung, die von sich behaupten darf, die meistverkaufte Zeitung in Deutschland zu sein. Es gibt ein Blog, welches sich täglich mit selbiger Zeitung und deren Fehler beschäftigt. Nicht dass ich das jetzt sonderlich spannend finde, aber es macht die Unhaltbarkeit der o. g. Kritik deutlich. Eine Kritik, die Blogs und Wikis Subjektivität und Fehlerhaftigkeit vorwirft, geht erstmal automatisch davon aus, dass die konventionellen Medien mit einer »richtigen Redaktion« automatisch objektiver und sachlich richtig seien. Die BILD ist nur ein besonders krasses Beispiel, mit dem Dilletantismus von manchen Journalien könnte man jeden Tag Bücher füllen. Worum es doch gehen muss: Jedes Medium, egal ob Blog, Wiki, Zeitung oder Fernsehen, wird von Menschen gemacht - Menschen, die die Inhalte subjektiv beeinflussen, Menschen, die durch Werbeabteilungen, Vorgesetzte, Chefs, gesellschaftliche Zwänge etc. in ihrem Urteil beeinträchtigt sind. Das ist bei freien Medien nicht mehr der Fall als bei anderen (imho eher weniger, weil keine direkte Abhängigkeit besteht). Und wenn Blogs und Wikis dazu beitragen, dies deutlich zu machen und eben klarzumachen, dass man selbiges bei Medienkonsum IMMER im Hinterkopf haben sollte, wäre schon viel gewonnen. Ob eher »freie« oder eher konventionelle Medien objektiver, korrekter oder allgemein besser sind, lässt sich schwer generell festmachen. So schlecht scheint die Wikipedia dabei nicht abzuschneiden, wie ein Vergleich mit der Encyclopaedia Britannica, durchgeführt von der Zeitschrift Nature, feststellt. Ein schönes Einzelbeispiel findet sich auch hier im Blog der Grünen Jugend.
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Thursday, November 3. 2005Sony installs Rootkit-like software for DRM
As reported on several news-pages the last days, the author of the rootkit-protection sofware RootkitRevealer discovered that some Sony Audio CDs install rootkit-like software on your PC.
This is only a very grave case that shows why Digital Rights Management is bad. The way this and several other copy protected CDs work: You cannot play them with your usual CD-player software on your PC, only if you install some special software delivered on the CD itself. Beside the fact that you can only use such software if you're using the operating system they write the software for (which is usually Windows) and the fact that you cannot use the audio player of your choice, this leads to a number of other problems. What this case shows: If you want to play DRM music, you often have to install "something" on your PC you don't know what it really does. You have to trust some unknown software just to play a CD you've bought, and in this case some software that probably leads to security problems, stays on your system without your knowledge and always uses some system ressources. But think about some other scenarios: You find the CD in let's say 20 years, want to hear it just to find out that nobody uses Windows XP any more, that the software doesn't run on current computers (whatever they'll look like in 20 years). You have no access to the content any more. This is one big issue with DRM-systems: You'll never know how long they'll work. If you buy a song in iTunes today, you don't know if apple still exists in 20, 30, or even let's say 50 years and if their online-DRM-check finds anything. Same goes with MS/WMA-based DRM-systems. Let's even imagine you want to access some DRM-proted content when the content is no longer copyrighted, you have the right to copy it, but cannot do so. DRM-systems will have big consequences on the accessibility of older content in the future and that's a big threat to culture at all.
Posted by Hanno Böck
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Thursday, October 27. 2005Wer das Geld hat, hat die Macht und wer die Macht hat, hat das Recht
So sangen es einst Ton Steine Scherben, aber selten hatte man ein so schönes Beispiel, um das zu illustrieren.
Klagte doch vor einigen Jahren Les Éditions Albert René, Rechteinhaber der Asterix-Hefte, gegen den Betreiber der Website "Mobilix" wegen angeblicher Namensähnlichkeit und gewann in einem skandalösen Urteil, welches klarmachte, dass man vor der Markenrechtsmafia überhaupt nicht mehr sicher ist, weil schon zwei-Buchstaben-Kombinationen plötzlich schützbar sind. Der selbe Kläger, der selbe Grund, der Angeklagte: Die France Telekom, welche eine Marke "Mobilix" im Angebot hat. Diesmal gewinnt "Mobilix". Hinweis: Hier stand ursprünglich, dass die erste Klage vom Ehapa Verlag ausging, das ist nicht korrekt, der Ehapa Verlag ist lediglich für den deutschen Vertrieb der Asterix-Hefte zuständig, die Klage ging jedoch direkt vom französischen Rechteinhaber aus. Danke für den Kommentar und die Richtigstellung. Tuesday, August 23. 2005Legales Filesharing - Revolution oder Falschmeldung?
Es liest sich fast zu schön, um wahr zu sein: Netzpolitik schreibt, in berufung auf BoingBoing, dass ein englischer Provider namens Playlouder MSP eine DSL-Flatrate inklusive der Möglichkeit, legal Musik von verschiedenen Labels, darunter Sony-BMG (und damit einer der Großen), in Filesharing-Börsen zu tauschen.
In der original-BoingBoing-Meldung liest sich das ganze so, dass die User in beliebiger Form, beliebigen Formaten und über jede verfügbare Filesharingtechnologie Dateien tauschen dürfen. Eine Meldung auf Digital Music News schreibt jedoch völlig anderes: So soll der Austausch nur in DRM-geschützten WMA-Dateien erlaubt sein, um zu verhindern, dass die Dateien an nicht-Kunden weitergegeben werden. Das lässt die Sache, die sich so toll anhörte, leider in einem völlig anderen Licht erscheinen. Denn das ist meiner Ansicht nach die zentrale Frage für alle Modelle zukünftiger Musikdistribution: Digital Rights Management (und damit gezwungenermaßen ein restriktives Kontrollsystem sowie den Ausschluß von Open Source-Lösungen) oder nicht. Wednesday, August 17. 2005Not welcome to the blogosphere?
Ich möchte hier mal ein paar Gedanken niederschreiben, die ich mir in jüngerer Zeit über die Entwicklung deutschsprachiger Blogs gemacht habe.
Als ich mit bloggen angefangen hab, da war das ungefähr so: Blogger waren irgendwie ein bißchen Links (mal mehr, mal weniger), meistens stark Computer-affin, man war gegen Softwarepatente und Digital Rights Management, fand Microsoft und die Mainstream-Musikindustrie irgendwie doof und hielt Klingeltöne für den völligen Untergang jedlicher Kultur. Zudem war es üblich, das gebloggte in irgendeiner Weise unter einer freien Lizenz zur Verfügung zu stellen. Darüber wurde gebloggt und man fühlte sich irgendwie kuschelig wohl dabei. Dann kam da so eine Bundestagswahl und plötzlich meinten alle möglichen Politiker, sich bloggenderweise betätigen zu müssen. Der neoliberal-grüne CDU-Fan Oswald Metzger war einer der Pioniere, neuerdings denkt die bayrische Einheitspartei mit Namen CSU, das sie den ersten offiziellen Partei-Blog betreiben (erstens heißt des DAS blog und zweitens hat selbst die Bergpartei hat schon gebloggt, als man in Bayern bei Blog vermutlich noch an Zeichenblöcke gedacht hat). Ich nehm das ganze Blog-Theater grad mit ziemlich gemischten Gefühlen wahr, was ich mal exemplarisch an einem Beispiel erläutern möchte. Die bloggende Bundesjustizministerin Brigitte Zypries, die bekanntlich sich entgegen eines Votums des gesamten Bundestags auf EU-Ebene für Softwarepatente stark gemacht hat, die als glühende Verfechterin eines massiv verschärften Urheberrechts gilt, die sich für das "deutsche DMCA" und die sogenannte Kopierschutzklausel verantwortlich zeichnet, die mehrfach bereits verlauten lies, dass sie von Privatkopien nichts und von Fair Use wenig hält, die DRM toll findet etc. pp. Kurzum, Brigitte Zypries steht so ungefähr für alles, was dem Mainstream der deutschen Blogosphäre verhaßt ist. Das wäre ja erstmal nichts verwerfliches, ist doch der Austausch von gegensätzlichen Meinungen, das "konstruktive Streiten" immer eine gute Sache, es ist gar eine wesentliche Eigenschaft der meisten Blogs, durch Kommentare und Trackbacks (die leider von immer mehr Leuten deaktiviert werden, aber das ist ein anderes Thema) solches zu ermöglichen. Nun bloggt Brigitte Zypries nicht über Softwarepatente. Sie bloggt platte Wahlkampfparolen (dafür brauch ich keine Blogs, das krieg ich auch im Fernsehen), sie bloggt über Darmstadt 98 und vieles mehr. Nun darf ja jeder Bloggen, worüber er möchte, meinetwegen über den Kaninchenzüchterverein. Aber Brigitte Zypries ist eben nicht nur Fußballfan, sie ist maßgeblich politisch Verantwortlich für vieles, was in meinen Augen den Interessen derer, die sich ein freieres Internet wünschen (und dazu zählen üblicherweise eben auch Blogger), entgegen läuft. Eine Beobachtung, die ich immer wieder mache, dass Politiker-Blogs häufig keine Trackbacks unterstützen, wenig auf andere Blogs verweisen und allgemein sehr häufig eher garnicht von dem unterscheiden, was Politiker bisher auch gemacht haben: Platte politische Parolen von sich geben. Nur nennt man das ganze halt neumodisch Blog. (Kleiner Hinweis: Es gibt durchaus das ein- oder ander Politik-Blog, das sich von oben beschriebenem unterscheidet, etwa die NRW-SPD oder die Grüne Jugend. Die gab's aber auch schon vor der "Jeder-Politiker-braucht-ein-Blog"-Welle.) Monday, August 15. 2005Ich im Radio (Radio Chaotica auf Querfunk zu Softwarepatenten)
Ich hatte heute die Ehre, sehr kurzfristig mich an einer Radiosendung von Radio Chaotica zum Thema Softwarepatente zu beteiligen.
Zu hören war das heute im Querfunk, 104,8 MHz, ich hab bisher selber noch keinen Mitschnitt gehört (weiss also auch noch nicht so richtig, wie schlecht ich war). Mittwoch 0:30 Uhr wird das ganze wiederholt (für Leute im Querfunk-Sendegebiet), eine Download-Version (<buzzword> Podcasting </buzzword>) gibt's die nächsten Tage irgendwann. Update: Neingeist hat den Stream schon veröffentlicht (direkt zur MP3). Sunday, August 14. 2005Project Orange - Open Movie Project
As I often wrote about free films in the past, this might be of interest:
Project Orange, an effort to create an animated Movie, based on the free software Blender and all content released under a Creative Commons license. Looks promising, surely worth to keep an eye on it. Tuesday, August 9. 2005Freies Fernsehen statt Springer-TV!
Ok, die Überschrift ist vielleicht ein bißchen arg euphorisch gewählt, aber ich wollte im nachfolgenden auf ein imho sehr interessantes Projekt aufmerksam machen.
Die Aktivisten von Downhill Battle haben die Organisation Participatory Culture Foundation ins Leben gerufen und betreiben in dem Rahmen ein Projekt für die Verbreitung von Videos im Netz. Bislang gibt's die Web-Software Broadcast Machine, in den nächsten Tagen soll ein Player dafür folgen. Natürlich alles freie Software, der Player basiert auf vlc und soll für Linux, Windows und MacOS zur Verfügung stehen. Ich hab mal ein bißchen damit rumgespielt, das Ergebnis könnt ihr unter broadcast.hboeck.de bewundern. Den Player (CVS-Version) hab ich leider noch nicht an's laufen gebracht, mal das Release abwarten. Da ich schon öfters über kostenlos im Netz herunterladbare Filme gebloggt habe, hab ich dazu mal einen Channel gestartet. Die Software wirkt noch etwas buggy und in frühem Stadium, ist aber trotzdem ganz nett.
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Sunday, August 7. 2005Brigitte Zypries jetzt auch in der Blogosphäre
Es ist ja gerade total "in", dass Politiker ihre eigenen Blogs haben. So auch Brigitte - "Ja zu Softwarepatenten" - "DRM find ich toll" - Zypries. Und dann gleich über so Spannende Themen wie die Spielergebnisse von Darmstadt 98.
Ist aber auch sinnvoll, dass sie über Fußball bloggt. Wenn sie über Politik bloggen würde, käm eh nix sinnvolles bei raus. Sunday, July 31. 2005WTH - final dayFinally I managed to upload some pictures. Last day on "What the Hack" and I'm pretty tired. I decided to go back home today, although I originally planned to travel to some other outdoor-camp, but after these rainy days, I'm no longer motivated for this. This morning I was watching a talk by John Gilmore about Digital Rights Management and the DMCA. He's a member of the EFF. It was interesting to hear from someone involved in those issues in the USA.
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Saturday, July 30. 2005WTH Tag 3
Nachdem es heute nacht etwas weltuntergangsmäßig zuging (Überflutung von unserem Zelt, ich hab dann im großen CCC-Zelt gepennt, Stromausfall nach Blitzeinschlag, irgendwann kam dann die Pfütze auch ins große Zelt), heute einige interessante Vorträge.
Greg Newby sprach über das Projekt Gutenberg, wovon ich zwar schonmal diffus gehört hatte, aber eigentlich nicht viel wusste. Interessanter Vortrag, insbesondere hat er auch viel über die Problematik der aktuellen Copyright-Gesetzgebung gesprochen, die häufig dazu führt, dass Bücher und andere Kulturgüter längst verloren gegangen sind, wenn ihr Copyright abläuft. Von Karsten Gerloff hab ich eine Vorab-Präsentation seines Vortrags zur WIPO bekommen, weil ich den eigentlichen Vortrag wegen Zeitkollissionen nicht anschauen konnte. Ich denke mal, er stellt die Folien noch online. Von Rüdiger Weiss gab's einen wie bei ihm üblich amüsanten Vortrag über TCG und Hash-Funktionen (Folien hab ich auch noch nicht gefunden, kommen aber sicher bald). Die Konsequenzen sind eigentlich bekannt: SHA-1 ist so gut wie gebrochen, die meisten anderen Hash-Funktionen sind gebrochen, die Alternativen (SHA-256, Whirlpool) sind auch nicht wirklich gut und man bräuchte eigentlich etwas völlig neues.
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Tuesday, July 26. 2005Pay-for-play - die Musikindustrie
Eigentlich sollte man das ja schon fast nicht mehr erwähnen müssen weil es eigentlich eh schon jeder kapiert haben sollte: Die Musikindustrie tut alles, aber eines ganz bestimmt nicht: Musik unterstützen und Kreativität fördern.
Was lange Zeit als Gerücht rumging, mir bekannt vor allem durch die englischsprachige Seite Downhill Battle, ist nun amtlich: Die Musikindustrie (im konkreten Fall Sony) bezahlt (besticht?) Radiosender und erklärt ihnen nebenbei, welche Musik sie zu spielen haben. Das ganze ist für mich mal wieder ein Beispiel, dass das Problem Musikindustrie ein weit größeres Ausmaß hat und viel grundsätzlicher angegangen werden müsste. Musik ist heute fast ausschließlich unter der Kontrolle von vier großen Labels, sowie von Verwertungsgesellschaften, die jedliche Innovation und Neuerung in ihrem Business auf's Blut bekämpfen. So ist es Mitgliedern der GEMA prinzipiell nicht erlaubt, ihre Musik unter Copyleft-artige Lizensen zu stellen, die GVL sieht sich nicht in der Lage, Lizenses für Podcasts anzubieten. Filesharing war nur der Anfang, es wird Zeit, diesen ganzen Laden über den Haufen zu werfen - dabei geht's um weit mehr, als nur Musik zu kopieren. Danach steht etwas völlig anderes, was wir heute uns vielleicht noch garnicht richtig vorstellen können, wo vermutlich deutlich weniger Geld verdient wird, als im heutigen Mainstream-Musikmarkt - aber für die Musik und die Kultur wird es sicher förderlich sein. Monday, July 25. 2005Windows Vista - und was wir dazu zu sagen haben
Microsoft trommelt kräftig für die nächste Version seines Code-Schrotthaufens Betriebssystems namens Windows. Windows Vista soll das ganze heißen.
Für mich stellt sich konkret die Frage, wie man als Free Software-Community darauf reagieren kann. Windows Vista wird das erste System sein, das in großem Stil "echte" DRM-Technologie, also TPM-Chips, nutzt, um seine User zu entmündigen. Dass TCPA/TPM nicht gerade eine Errungenschaft im Sinne der Nutzer ist, hat sich auch schon weit über den Nutzerkreis von Linux herumgesprochen. Insofern ist es imho eine gute Gelegenheit, Linux den breiten Massen schmackhaft zu machen, wenn sich für viele User sowieso die Frage nach einem Systemwechsel stellt. Ich denke, wir stehen dafür garnicht so schlecht da. Mit Ubuntu steht erstmals eine Distribution bereit, die ich bedenkenlos auch Anfängern ans Herz legen würde. Durch die Initiativen von freedesktop.org sind ein Haufen Mängel, die insbesondere unbedarfte Anwender in der Vergangenheit häufig noch abgeschreckt haben, beseitigt worden (Stichwort: Standards). Die Monate bis zur Veröffentlichung von Windows Vista bieten noch genügend Möglichkeiten, weitere Dinge in dieser Richtung voranzutreiben. So blicke ich optimistisch in eine Zukunft voll freier Software und Alternativen zum (noch) quasi-Monopolisten Microsoft. Monday, July 11. 2005Was ist eigentlich Spyware?
Auf heise steht gerade ein Artikel, in dem es darum geht, ob Microsofts AntiSpyware in Zukunft Software des Anbieters Claria (früher Gator) als »womöglich unerwünschten Software« klassifiziert. Daraus ergibt sich die für mich durchaus spannende Frage, wodurch sich Software eigentlich als SpyWare, als Malware oder eben allgemein als unerwünschte Software qualifiziert. Dies ist durchaus häufiger strittig und man sollte mal ganz grundsätzlich fragen, welche Rolle die ganzen Personal Firewalls, Antiviren-Programme und eben Anti-Spyware-Tools dabei haben.
Ich erinnere mich an Außeinandersetzungen zwischen Dialer-Anbietern und AV-Herstellern in der Vergangenheit oder die Anmerkung der Programmierer von Back Oriffice, dass die Funktionalität ihrer Software (Fernsteuerung eines PCs) ebenso von kommerziellen Anwendungen bereitgestellt wird, die nicht als Virus klassifiziert werden. Nimmt man die Microsoft'sche Bezeichnung »womöglich unerwünschten Software« beim Wort, klassifiziert also Malware grundsätzlich als Programme, die Dinge tun, die der Nutzer eigentlich nicht will und bezeichnet all die Software als Spyware, die ohne den ausdrücklichen Wunsch des Nutzers Daten ins Netz hinausschickt, haben wir eine sehr weitgehende Definition. Spyware wäre danach beispielsweise auch der Browser Opera oder gar Windows XP selber, was ja bekanntlich auch in vielfältiger Art und Weise sich ungefragt nach Hause verbindet. Ich halte eine solche Definition durchaus für sinnig, bezweifle aber, dass mir da allzu viele Leute zustimmen. Eine weitere durchaus spannende Frage: Inwieweit ist eigentlich Digital Rights Management, also etwa iTunes oder der Windows Media Player, als »womöglich unerwünschten Software« einzustufen? Wenn ich eine Musikdatei in MP3 konvertieren will und eine Software dies verhindert, so ist das recht eindeutig Handeln gegen den Nutzer. Ein sich ausbreitendes Phänomen, wo jeder Anwender sich die Frage stellen sollte, ob er weiterhin Software verwenden will, die nicht das Ziel hat, ihm einen möglichst großen Nutzen zu ermöglichen. Die gesamte Spyware-Problematik ist imho ein weit unterschätztes Problem: In der Zeit, als ich noch Windows benutzt hatte, hatte ich mal eine dieser Personal Firewalls installiert. Es hat mich schon etwas schockiert, dass es scheinbar bei kommerzieller Software gang und gebe ist, dass diese sich ins Internet verbindet, auch wenn dies mit dem eigentlichen Zweck des Programms rein garnichts zu tun hat. So hat etwa WinAmp versucht, sich ins Netz zu verbinden, obwohl ich ausdrücklich die Option "No Internet available" angeklickt hatte. Vermutlich werden die wenigsten dieser Programme von Microsofts "AntiSpyware" als solche erkannt. Die Antwort ist mal wieder wie so oft: Nutzt freie Software. Da kann man im allgemeinen davon ausgehen, dass diese nur das tut, was ihr Zweck ist und dass Internetverbindungen nur dann zustande kommen, wenn der Nutzer dies auch wünscht.
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