Wednesday, January 26. 2005Murphys Gesetz
Murphys Gesetze kennt man ja, das Marmeladenbrot fällt immer mit der Marmeladenseite auf den Boden, im Supermarkt ist die Schlange nebenan immer länger etc. pp.
Ein ganz ähnliches Phänomen ist mir gerade wieder begegnet: Immer dann, wenn man ein Buch hat, welches man lesen *sollte*, stapeln sich daneben die Bücher, die man eigentlich gern lesen *will*. So liegt hier gerade neben mir, noch fast unberührt, ein Buch mit dem langweiligen Namen Algoritmik und in meinem Kopf ein Prüfungstermin, der immer näher rückt. Daneben liegt weiterhin "Computerdenken" von Roger Penrose, "Der kurze Sommer der Anarchie" von Hans Magnus Enzensberger und "Erziehung zur Mündigkeit" von Theodor Adorno. Vielleicht muss ich erst alle drei durchlesen, bevor ich mich ernsthaft an die Algorithmen wagen kann. Tuesday, January 25. 2005Neonazis und sonstige Rechte
Die Medien sind grad mal wieder voll davon. Die VS-Spitzel-Partei NPD hat sich im sächsischen Landtag geäußert. Herausgekommen ist eigentlich nichts überraschendes. Nazis sind Nazis und bleiben Nazis. Warum also der ganze Wirbel?
Meiner Ansicht nach greift die Debatte um die NPD viel zu kurz. Eine leider viel weniger beachtete Meldung: Die Junge Union Wismar- Nordwestmecklenburg wollte den erklärten Antisemiten Martin Hohmann zu einer Veranstaltung einladen. Das scheint mir der wahre Grund für den Wirbel um die NPD zu sein: Die bürgerlichen Rechten brauchen die Neonazis, um von ihrer eigenen Scheiße abzulenken. Man regt sich über einen Spinner wie Holger Appel auf, ohne sich mal zu fragen, woher eigentlich der braune Sumpf kommt, der sich da seit über zehn Jahren in Ostdeutschland zusammenrottet. Rostock-Lichtenhagen wär nicht passiert ohne einen Mob aus der "Normalbevölkerung". Die Erfolge der Rechten speisen sich aus der "Mitte der Gesellschaft". Richtig gefährlich werden die Rechten dann, wenn sie nicht offensichtlich daherkommen, sondern im bürgerlichen Schafspelz, wie ein Hohmann, ein Schill, ein Möllemann, ein Gauweiler oder ein Haider. Oder, um es in den Worten eines Theodor Adorno zu sagen: Ich betrachte das Nachleben des Nationalsozialismus in der Demokratie als potentiell bedrohlicher denn das Nachleben faschistischer Tendenzen gegen die Demokratie. [...] Nur darum machen zwielichtige Figuren ihr come back in Machtpositionen, weil die Verhältnisse sie begünstigen." Von Sachzwängen und anderen Mächten
Da les ich doch heute auf telepolis:
Eine außerparlamentarische Opposition kommt selten in die Verlegenheit, ihre Forderungen ohne Zeitverzögerung in praktische Politik umsetzen zu müssen. Und das ist vielleicht auch ganz gut so, denn Menschen verändern sich, wenn sie ein und dieselben Probleme aus anderer Position und Perspektive betrachten. Was im diskussionsfreudigen, demonstrierenden Miteinander einfach zu lösen schien, scheitert erstaunlich oft an Sachzwängen, wenn aus den Revoluzzern von einst tatsächlich Entscheider geworden sind. und mir stellt sich mal wieder die Frage: Wer ist das eigentlich, diese Sachzwänge? Von denen wir angeblich regiert werden. Eigentlich dachte ich mal, wir leben in einer Demokratie, da wählen wir Parteien, die bilden dann eine Regierung und die regiert uns (nicht das ich das jetzt uneingeschränkt toll fände, aber soweit ist doch zumindest mal die Theorie). Aber scheinbar hab ich mich da geirrt. Die Sachzwänge. Die sind viel mächtiger als alle Regierungen zusammen. Und die kann man auch nicht abwählen. Die sind einfach so da. So umschreibt telepolis blumig die rot-grüne Regierungspolitik, meint, dass die Umweltverbände, diese ewigen Querulanten, doch endlich einsehen sollen, dass "die Sachzwänge" da sind. Und dass die rot-grüne Regierung doch schon "unzweifelhaft" viel für die Umwelt tut. Naja, sehen wir uns doch mal die Realität rot-grüner Umweltpolitik an:
Daneben gibt's halt noch son paar Alibi-Projekte (Dosenpfand) und Projekte, die den Sachzwängen entgegen kamen (Erneuerbare Energie). Und wenn die Umweltverbände mal zur Abwechslung was halbwegs vernünftiges sagen, sind sie die Querulanten, "hey, was wollt ihr denn, der Umweltminister ist doch schon ein Grüner, jetzt könnt ihr nicht auch noch erwarten, dass sich die Politik ändert." Schließlich gibt's da ja noch die Sachzwänge. Geradezu eine Ironie der Geschichte ist es, dass telepolis dann am selben Tag in einem Artikel schreibt, dass eine Gruppe Prominenter das anmahnt, was man eigentlich schon lange wissen konnte: Im Klimaschutz ist es 5 vor 12, ein Handeln dringend geboten. Als kleiner, dezenter Hinweis: Das UNFCCC (ein Wissenschaftsgremium der UN, extrem verdächtig für Öko-Radikalismus) stellte schon vor Jahren fest, dass wir eine CO2-Reduktion um mindestens 60% in absehbarer Zeit bräuchten, um eine Katastrophe zu verhindern. Da muten Ökosteuer, Streitigkeiten um 3% oder 5% im Kyoto-Protokoll oder ähnliches doch eher obskur an. Man könnte übrigens den Sachzwängen ja auch mal konkrete Namen geben. BDI, IHK, Daimler, Siemens. Aber das wär ja zuviel verlangt. Monday, January 24. 2005Es klingelt weiter
Es graust einem ja immer mehr, kaum begibt man sich in die "Normalwelt" da draußen, tönt es einem von allen Seiten entgegen. Gruselige Geräusche, Vergewaltigung für die Höhrnerven. Der neuesten Hit von (beliebig austauschbarer Eintagsfliegen-Popstar), bei Jamba für nur wenige Euro heruntergeladen, in gruseligem Piepston.
Ich wär ja dafür, polyphone Klingeltöne ins Strafrecht unter Körperverletzung aufzunehmen. Universal Music kündigt nun an, dass ihre Umsätze durch die Klingelton-Manie wieder steigen (weil ja die ach-so-bösen Filesharer und überhabt das Internet, dieses Teufelswerk blablub). Tolle Aussichten. Blogger-Kollege Freakshow hat hierzu aber auch positive Perspektiven: Mit der dazugehörigen Meldung, daß ab April die offiziellen Klingeltoncharts eingeführt werden, beschleicht mich das ungute Gefühl, daß die Musikindustrie soeben mit dem Schaufeln des eigenen Grabes fertig geworden ist. Hat ja auch lang genug gedauert? Wollen wir nur alle hoffen, dass er Recht behält. Tuesday, January 18. 2005Webdesigner und Standards
Heute kam's gleich etwas geballt, auf zwei Seiten war ich unterwegs und hatte reale Probleme mit der nicht-Einhaltung von Web-Standards.
Erstes Beispiel: Surft man auf die Homepage von Arcor, begegnet einem ein Menü, welches auf so interessante URLs wie http://www.arcor.de/content/index.html#, http://www.arcor.de/content/index.html# oder http://www.arcor.de/content/index.html# verlinkt. Und beim draufklicken im Konqueror passiert... nichts! Also, ich war grad motiviert, schreibe eine Mail an die einzig angegebene Mailadresse info@arcor.de. Kurze Zeit später erhalte ich eine Antwort, in der im Prinzip steht, dass Mails an diese Adresse nicht gelesen werden. Argl! Dann sollen sie die Adresse gefälligst auch nicht angeben. Naja, dann hatte ich keine Lust mehr, mich durch ihre bei mir sowieso nicht korrekt funktionierende Seite zu klicken, um das denen mitzuteilen. Scheinbar ist Arcor nicht interessiert an Kunden, die mit dem Konqueror oder Safari rumsurfen. Zweites Beispiel: Ich muss mich bei einer Webseite mit Namen und Adresse anmelden und dort anschließend persönlich vorbeikommen, um die Anmeldung zu vervollständigen. Als anschließend eine Mitarbeiterin mich im System sucht, findet sie mich nicht über meinen Namen. Mein Nachname enthielt statt einem ö zwei seltsame Zeichen. Offensichtlich ein UTF-8-Problem. Die Seite hatte kein Charset gesetzt. Warum ist es eigentlich so schwer, korrekten HTML-Code zu schreiben? Soll mein Browser erraten, in welcher Codierung die ihre Formulareingaben gerne hätten? Monday, January 17. 2005UTF-8 and XHTML 1.1Route 66 - leider eher ein Alptraum von Langeweile
Vor kurzem ging es durch alle relevanten Linux-Seiten, der "erste Open Source Film Deutschlands". Route 66 - ein amerikanischer albTraum nennt sich das Stück, ist über bittorrent oder diverse http-mirrors downloadbar, und darf selbstverständlich frei kopiert und verändert werden. Nachdem diverse Filmvertriebe und Fernsehsender abgewunken haben, entschieden sich die Macher, den Film auf diese Weise zu vertreiben und um Spenden zu bitten.
So sehr ich die Idee begrüße und so sehr es mich freut, dass die Ideen von freier Software auch in anderen Bereichen Einzug erhalten: Der Film selber war eher eine Enttäuschung. Die Story ist kurz erzählt: Drei Jungs aus Deutschland sind in den USA unterwegs, mieten sich ein Auto, das ständig kaputt ist und fahren die Route 66 entlang, wollen ein Teil des amerikanischen Traums erleben. Ansonsten passiert eigentlich NICHTS. Das Bildmaterial war teilweise ganz nett und hat ganz gut ein Gefühl vermittelt, was die Jungs erlebt haben. Da ich selber noch nie in den USA war und mit den Städten, Regionen und Eigenheiten (bspw. die sehr ausführliche Beschreibung amerikanischer Motels etc.) nichts persönlich verbinde, habe ich davon nicht viel mitnehmen können. Vielleicht mögen Leute mehr davon haben, wenn sie selbst schonmal dort waren und ähnliches erlebt haben (geht auch so ähnlich aus dem Forum hervor). Ansonsten ist das ganze weitestgehend nichts weiter als ein aufbereiteter Urlaubsfilm ohne Handlung, mit vielen extrem langatmigen Phasen. Sorry Jungs, das war nix. Deshalb auch leider keine Spende von mir. Trotzdem wünsch ich den Machern weiterhin viel Erfolg und vielleicht wird ihr nächstes Projekt Die letzte Droge ja reizvoller für mich. Es sollte sich natürlich niemand davon abhalten lassen, den Film selbst zu ziehen und sich ein eigenes Bild zu machen. Nebenbei: Auch wenn es der "erste Open Source Film Deutschlands" ist, gab es bereits vorher ein ähnliches Projekt, den ebenfalls deutschsprachigen Film CH7, der in der Schweiz produziert wurde. Den hab ich zwar schon vor längerer Zeit mal runtergeladen, bisher aber noch nicht angeschaut. Ich werde das in den nächsten Tagen vielleicht nachholen und dann ebenfalls einen Blog-Entry dazu abliefern. Thursday, January 13. 2005Abzählbar, überabzählbar und berechenbar
Zu den vor einiger Zeit hier vorgestellten Gedanken zu überabzählbaren Zahlenmengen habe ich zufällig eine brauchbare Antwort gefunden (im Buch "Computerdenken" von Roger Penrose).
Man spricht bei den von mir benannten Zahlen, die sich durch einen Algorithmus (den man auf ein endliches Blatt aufschreiben kann), von berechenbaren reellen Zahlen, während es im Gegensatz dazu auch nicht berechenbare reelle Zahlen gibt, also solche, für die kein Algorithmus (bspw. eine Turingmaschine) existiert, der die Zahl (oder deren n-te Stelle) ausgibt. Es gibt also mathematisch gesehen durchaus Zahlen, die zwar irgendwie existieren, für deren Berechnung man aber keinerlei Rechenvorschrift angeben kann. Tuesday, January 4. 2005Mal wieder die freie Presse
"Der große Protest gegen die Arbeitsmarktreform Hartz IV ist ausgeblieben. Die meisten Arbeitsagenturen in Deutschland konnten trotz kleiner Demonstrationen störungsfrei arbeiten." (Quelle: tagesschau.de)
Klar, und die ganzen Bilder und Berichte auf Indymedia sind sicher alles Fakes. Wie gut, dass sich unsere Politiker auf ihre Presse verlassen können. http://de.indymedia.org/2004/12/101757.shtml
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