Monday, April 27. 2009McPlanet - Kongress, Kyoto - Debatte
Am Wochenende fand in Berlin der McPlanet-Kongress statt (Bilder von mir). Der McPlanet ist ein jährlich stattfindender Kongress verschiedener NGOs und hat den Anspruch, die Debatten um Umwelt und Globalisierung zu verbinden.
Für das Onlinemagazin »Wir Klimaretter« habe ich einen Beitrag geschrieben: Kyoto verbessern oder abschaffen? Da man auf einem solchen Kongress doch immer diversen Projekten begegnet, die man potentiell spannend findet, aber kaum die Energie findet, über alle zu schreiben, liste ich hier einfach mal unkommentiert Links auf, die ich wenn ich meine Flyerstapel abarbeite sicher noch ergänzen werde:
Posted by Hanno Böck
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Friday, April 24. 2009Atommüll 2.0 - CO2 soll unter die Erde
Kohlekraftwerke sollen sauber werden - zumindest versprechen das die Energiekonzerne. Da Kohlekraftwerke zunehmend der Kritik von Umweltschützern ausgesetzt sind - tragen sie doch stärker als alle anderen Formen der Stromerzeugung zum Klimawandel bei - wird gerne darauf verwiesen, dass man das Problem ja quasi schon im Griff habe - CCS (Carbon dioxide Capture and Storage) heißt dabei das Zauberwort. Das Treibhausgas CO2 soll bei der Verbrennung im Kraftwerk abgefangen werden. Anschließend soll es unterirdisch, etwa in alten Gasfeldern, für alle Zeiten gelagert werden.
Zunächst einmal gilt festzuhalten: Selbst wenn CCS-Technologie irgendwann funktioniert, als Argument für den Neubau von Kohlekraftwerken heute ist es nicht zu gebrauchen - selbst den Befürwortern ist klar, dass auch im günstigen Fall CCS frühestens in 10 bis 20 Jahren kommerziell einsatzfähig sein wird. Gerade in dieser Zeit müssen aber die Weichen für den Klimaschutz gestellt werden, will man auch nur die schlimmsten Folgen der Klimakatastrophe aufhalten. Die Technologie wirft einige Fragen auf - der Wirkungsgrad von Kohlekraftwerken ist sehr schlecht, nur etwa 40 % der Energie werden in Strom umgewandelt. Durch den Einsatz von CCS müsste weitere Energie zur Abscheidung des CO2s aufgewendet werden - der Wirkungsgrad würde weiter fallen und Kohlekraftwerke würden noch ineffizienter. Auch ist davon auszugehen, dass nicht das komplette CO2 abgefangen werden kann - CO2-frei werden die Kraftwerke also auch nicht. Das musste unlängst auch Vattenfall zugeben - in einer Gerichtsentscheidung wurde dem Konzern untersagt, seine CCS-Demonstrationsanlage in Spremberg-Schwarze Pumpe weiterhin als erstes CO2-freies Kohlekraftwerk zu bezeichnen [1]. Aber die weit gravierendere Frage ist, wie es um die Sicherheit der Lagerstätten bestellt ist. Hierüber kann man - bei eine Technologie, die es bislang nur auf dem Papier gibt - allenfalls spekulieren. Es müsste in jedem Fall gewährleistet sein, dass das CO2 dauerhaft gespeichert bleibt. Selbst kleine Lecks wären nicht verantwortbar - würden sie doch das Problem der klimaschädlichen Gase lediglich auf zukünftige Generationen abschieben. Ein kurzfristiger Ausstoß des Gases, wie er häufig im Zusammenhang der Katastrophe von Nyos [2] diskutiert wird. Dort trat CO2 aus einer natürlich entstandenen unterirdischen Blase aus - Menschen erstickten. In Deutschland existiert bislang das oben bereits erwähnte CCS-Demonstrationskraftwerk in Schwarze Pumpe. Das CO2 von dort soll nahe der Orte Maxdorf und Mahlsdorf in der Altmark (Sachsen-Anhalt) eingelagert werden [3]. Ein weiteres Projekt befindet sich im brandenburgischen Ketzin - dort wird im Rahmen des CO2SINK-Projekts des Helmholtz-Instituts seit 2008 CO2 zu Forschungszwecken in ein altes Gasfeld verbracht. Nicht ganz uninteressant ist es, einen genaueren Blick auf den Betreiber zu werfen - das Helmholtz-Institut war unter anderem auch für den Betrieb des Atommülllagers Asse II zuständig. Die Verantwortung dafür wurde dem Institut inzwischen entzogen - wegen unverantwortlichem Umgang. Im Rahmen von EU-Forschungsprojekten sollen in den kommenden Jahren mehrere große CCS-Demonstrationsanlagen in Betrieb gehen. RWE kündigte 2007 an, in Hürth bei Köln ein Kraftwerk mit CO2-Abscheidung bauen zu wollen. Die Bundesregierung sieht im Moment drei Standorte für CO2-Lager vor: Hürth, Jänschwalde in Brandenburg und Wilhelmshaven in Niedersachsen. Für die zukünftigen Projekte ist ein »Gesetz zur Regelung von Abscheidung, Transport und dauerhafter Speicherung von Kohlendioxid« vorgesehen [4]. Während die Industrie und die Kohlelobby das Gesetz begrüßen [5], wird es von Umweltverbänden scharf kritisert [6] [7] [8]. Die Haftung für CO2-Speicher soll nach maximal 30 Jahren auf den Staat übergehen. Sicherheitsaspekte scheinen kaum eine Rolle zu spielen - bei einer Technologie, über die man heute faktisch nichts weiss. Desweiteren wird befürchtet, dass CCS-Projekte die Nutzung regenerativer Energien in Form von Erdwärme verhindern. In einer Kampagne »Kein Sicherheitsrabatt für CO2-Speicher« fordern UmweltaktivistInnen mit einer Petition und in einem Video von den zuständigen Bundestagsabgeordneten in den Ausschüssen, die Haftung auszudehnen. Petition und Video finden sich unter: http://www.ausdenaugenausdemsinn.de [1] http://de.wikipedia.org/wiki/Kraftwerk_Schwarze_Pumpe [2] http://de.wikipedia.org/wiki/Nyos-See#Die_Katastrophe_von_Nyos [3] http://www.mdr.de/sachsen-anhalt/5909613.html [4] http://www.bmu.de/gesetze_verordnungen/bmu-downloads/doc/43640.php [5] http://www.presseportal.de/pm/9341/1380639/debriv_dt_braunkohlen_industr_verein [6] http://www.duh.de/uploads/media/DUH_zu_CCS_Gesetzentwurf_STN_010409.pdf [7] http://www.bund.net/fileadmin/bundnet/pdfs/klima_und_energie/20090304_energie_ccs_gesetz_stellungnahme.pdf [8] http://www.nabu.de/themen/klimaschutz/nationalerklimaschutz/10833.html Monday, April 20. 2009Fahrradfahren gegen A 100
In Berlin fand gestern eine erfreulich gut besuchte Fahrrad- und Skaterdemonstration gegen den Weiterbau der Autobahn A 100 statt. Die A 100 führt im Moment südlich an Berlin vorbei und soll von Neukölln über Treptow bis Friedrichshain verlängert werden.
Der Widerstand wird zur Zeit vor allem von einer lokalen Bürgerinitiative (Bürgerinitiative Stadtring Süd) getragen. Diese ruft im Moment vor allem dazu auf, beim bevorstehenden Planfeststellungsverfahren Einwendungen einzureichen. Völlig im klaren darüber, dass derartige Einwendungen ein solches Projekt nicht verhindern können und allenfalls politische Bedeutung haben, habe ich mich dennoch bemüht, meine Gründe für die Ablehnung auf Papier zu bringen. Sehr geehrte Damen und Herren, Hiermit erkläre ich meinen Widerspruch zum Weiterbau der Autobahn A100 in Berlin. Mein Widerspruch begründet sich durch die dramatische Situation bzgl. der fortschreitenden Klimakatastrophe. Im Jahr 2007 veröffentlichte das UN-Wissenschaftsgremium IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) seinen regelmäßigen Bericht [1]. Danach gilt es als allgemein anerkannter wissenschaftlicher Konsens, dass die CO2-Emissionen weltweit um mindestens 60 - 90 % gesenkt werden müssen, um auch nur die dramatischsten Folgen dieser Entwicklung aufzuhalten. Seit dem IPCC-Bericht gibt es mehrere neue Ergebnisse, die darauf hindeuten, dass selbst dieser Bericht zu kurz greift und die Entwicklung bereits weiter fortgeschritten ist als vor zwei Jahren angenommen. So veröffentlichte etwa die NASA Anfang April Satellitenbilder vom Ausseinanderbrechen des so genannten Wilkins-Schelfs in der Antarktis [2]. Besonderes Augenmerk muss auch auf die mögliche Entwicklung von Rückkopplungseffekten gelegt werden. Durch Abschmelzen von Eismassen werden Sonnenstrahlen weniger reflektiert, was eine weitere Erwärmung zur Folge hat. Ein Auftauen der Permafrostböden in der Arktis würde in großen Maße ebenfalls den Treibhauseffekt anheizendes Methan freisetzen. Sind derartige Rückkopplungseffekte einmal in Gange, wird es vermutlich unmöglich sein, durch menschliches Handeln die Klimakatastrophe aufzuhalten (das Erreichen so genannter "Tipping Points" [3]). Der Verkehrssektor trägt mit etwa 20 % einen großen Anteil an den Emissionen von Treibhausgasen. Deshalb ist es völlig eindeutig, dass der Anteil des motorisierten Individualverkehrs drastisch gesenkt werden muss. In einer solchen Situation ist es geradezu absurd, den weiteren Ausbau von Autobahnen zu genehmigen. Mit freundlichen Grüßen, Johannes Böck Quellen: [1] Climate Change 2007 Synthesis Report, IPCC, http://www.ipcc.ch/ipccreports/ar4-syr.htm [2] Wilkins Ice Bridge Collapse, NASA, http://www.nasa.gov/mission_pages/IPY/multimedia/ipyimg_20090408.html [3] Imprecise probability assessment of tipping points in the climate system, Proceedings of the National Academy of Sciences, http://www.pnas.org/content/early/2009/03/13/0809117106.abstract
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Friday, April 10. 2009Benennt die TU Berlin um in Axel-Springer-Unversität
Über Ostern sollte in Berlin ein anarchistischer Kongress stattfinden, eher theorieorientiert, mit dem ein- oder anderen ganz spannenden Vortrag, so etwa Christian Siefkes über »Beitragen statt Tauschen« (Autor des Buches Peer Economy) oder Darwin Dantes Überlegungen, dass gesellschaftlich notwendige Arbeit sich auf 5 Stunden pro Woche reduzieren liesse.
An sich nichts, was grössere Relevanz besitzen sollte, hätte nicht die BZ das Thema einige Tage vorher aufgegriffen und reichlich phantasievoll eine Verbindung zwischen dem Kongress und brennenden Autos in Berlin hergestellt. Die BZ ist so eine Art Lokalableger der BILD, Inhalt und Niveau vergleichbar (üblicherweise wird neben Tittenbildchen über die spannendsten Entwicklungen in Deutschlands High Society berichtet), ebenfalls ein Produkt des Springer-Verlages. Das brachte das Präsidium der TU Berlin dazu, dem Kongress kurzfristig die Räumlichkeiten zu entziehen. Man fragt sich, ob die TU in Zukunft auch ihr Vorlesungsverzeichnis der BZ-Redaktion zum Review vorlegt. Mein persönlicher Vorschlag an die TU lautet, sich in Axel-Springer-Universität umzubenennen. Es würde die Verdienste dieses Mannes um die Breitenbildung in der Bevölkerung würdigen, wenn eine Universität zukünftig seinen Namen trägt. Thursday, April 2. 2009Re:publica
Im Moment findet in Berlin die Blogger-Konferenz Re:publica statt. Heute früh wurde sie vom Bundesdatenschutzbeauftragten Peter Schaar eröffnet. Ich hatte Peter Schaar schon auf früheren Veranstaltungen erlebt und fand ihn etwas enttäuschend - fast ausschliesslich behandelte er die aktuellen Skandale in der Privatwirtschaft und erwähnte die zunehmenden Überwachungsbegehrlichkeiten des Staates (Vorratsdatenspeicherung, BKA-Gesetz etc.) nur am Rande. Ich überlegte, ob das wohl mit aktuellen Bestrebungen korreliert, allzu engagierte Datenschützer zu entsorgen.
Selbst hielt ich heute nach längerer Zeit mal wieder einen Vortrag über OpenStreetMap. Die Slides gibt es hier. Außerdem noch einige Fotos von der Re:publica.
Posted by Hanno Böck
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