In Deutschland gibt es vier Stromanbieter, die man üblicherweise empfielt, wenn man nach einem vertrauenswürdigen Ökostromanbieter fragt. Lichtblick, Greenpeace Energy, die Naturstrom AG und die Elektrizitätswerke Schönau. Die taz hat nun eine spannende Geschichte:
Drei der vier beziehen Strom von einem österreichischen Unternehmen, welches gerade in der Türkei ein Braunkohlekraftwerk baut.
Nun bin ich Kunde bei dem vierten Anbieter, der davon nicht betroffen ist - und den ich somit auch bedenkenlos weiterempfehlen kann: Die
Elektrizitätswerke Schönau. Allerdings beziehe ich mein Gas von der Naturstrom AG. Diese haben nämlich auch einen Biogas-Tarif im Angebot (und sind - wie ich das in der Vergangenheit wahrgenommen habe - durchaus bemüht, dabei nicht Massentierhaltung und Maismonokulturen zu unterstützen).
Anlass genug für mich, dort mal nachzufragen. Wer seinem Anbieter ebenfalls schreiben will, darf das natürlich gerne als Vorlage verwenden (und ich bitte die teilweise etwas flapsigen Formulierungen zu entschuldigen - ich hatte ursprünglich nicht vor das zu veröffentlichen, bin aber gerade darum gebeten worden):
Sehr geehrte Damen und Herren,
Ich habe gestern diesen Artikel in der taz gelesen:
http://www.taz.de/Alternative-Stromlieferer/!105629/
Nun beziehe ich zwar von der Naturstrom AG keinen Strom, sondern nur Gas, aber trotzdem bewegt mich das Thema. Ich habe die Naturstrom AG bisher immer als vertrauenswürdig erlebt und als Unternehmen, das "Öko" nicht nur als Werbegimmick nutzt wie viele andere, sondern ernst nimmt.
Nun interessiert mich natürlich zum einen, wie die Naturstrom AG auf diese Enthüllungen reagieren will. Zum anderen interessiert mich aber auch, wie das überhaupt passieren konnte. Wenn ich mal ihre Webseite zitieren darf - dort steht: "Natürlich achten wir auch darauf, dass keine Atom- und Kohlekonzerne an den Erzeugungsanlagen beteiligt sind."
Es würde mich ja interessieren, wie das konkret aussieht. Denn eigentlich würde ich ja davon ausgehen, dass sie das nicht nur so sagen, sondern auch - bei Verhandlungen - in den Lieferverträgen festklopfen. Auch wäre es ja eigentlich wünschenswert, dass ein Ökostromunternehmen nicht nur Strom von Partnerunternehmen bezieht, sondern dort solche Entscheidungen beeinflusst, bevor sie getroffen werden. Der Bau des Braunkohlekraftwerks wird sich nun wohl - selbst wenn ihr Unternehmen und die beiden anderen betroffenen Ökostromer jetzt ihre Verbindungen mit der Verbund AG kappen - nicht mehr verhindern lassen.
Ich bin schon in gewisser Weise enttäuscht, dass so etwas passieren konnte. Von ihrer Antwort werde ich es sicher auch abhängig machen, ob ich weiter bei Ihnen mein Biogas beziehen möchte oder mir auch hier einen anderen Anbieter suche. Natürlich werde ich auch davon abhängig machen, ob ich sie künftig noch bedenkenlos an andere Menschen weiterempfehlen kann.
Mit freundlichen Grüßen, Hanno Böck
Update: Ich hab recht schnell eine Antwort bekommen:
Sie können uns glauben, dass wir uns sehr über die Kohlekraftwerkspläne der Verbund AG ärgern. Zu Ihren Fragen kann ich Ihnen folgende Auskunft geben:
naturstrom sieht die Beteiligung der Verbund AG an dem voraussichtlich 2015 in Betrieb gehenden Braunkohlekraftwerk Tufanbeyli äußerst kritisch und distanziert sich ausdrücklich von diesen Plänen. Daher hat naturstrom die Initiative für ein gemeinsames Vorgehen der betroffenen Ökostromanbieter gegenüber der Verbund AG übernommen. Unser Ziel ist, die Verbund AG von ihrem Vorhaben abzubringen und zum Verkauf der Projektbeteiligung zu bewegen. Ein Schreiben diesen Inhalts an die Verbund AG ist derzeit in Abstimmung. Darüber hinaus werden Gespräche mit Robin Wood sowie mit der Initiative "Atomausstieg selber machen" stattfinden, um die Situation zu besprechen und Lösungswege zu erarbeiten. Wie Robin Wood in ihrer eigenen Stellungnahme geschrieben hat, gelten im Stromgroßhandel Verträge über mehrere Jahre. Daher ist es unser Ansatz, die Verbund AG von der Aufgabe des Vorhabens zu überzeugen, bevor das Kraftwerk in ca. drei Jahren fertiggestellt wird.
Das liest sich für mich erstmal zumindest so, dass man das Problem ernst nimmt. Auf der Homepage von
Greenpeace Energy gibt es inzwischen eine Stellungnahme, die allerdings eher wachsweich klingt. Bei Naturstrom und Lichtblick steht bisher nicht, was ich ein bißchen schwach finde.
Update 2: Da mich immer noch Leute auf diesen Blogbeitrag ansprechen: Inzwischen hat die
Verbund AG sich von ihren Anteilen an dem türkischen Braunkohlekraftwerk getrennt. Die gehören jetzt E.ON (wer dort Kunde ist, sollte das eh schleunigst ändern - aber dafür braucht's als Grund kein weiteres Braunkohlekraftwerk). Ich wollte mit dem Blogeintrag auch nicht sagen, dass ich die genannten Ökostromer nicht mehr weiterempfehlen kann. Ich denke nach wie vor, dass Naturstrom, Greenpeace Energy und Lichtblick an vielen Stellen gute Arbeit machen.