Sunday, July 15. 2007Verlag »Zerschlagt das bürgerliche Copyright«Trackbacks
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Der auch in dem Wikipedia-Eintrag zitierte Götz von Olenhusen sammelt und arbeitet schon seit längerer Zeit über Raubdrucke. Er betreibt ein Raubdruckarchiv und schreibt auch gelegentlich über die Hintergründe von Raubdrucken etc. Ich habe selbst von ihm noch nichts gelesen, aber ich gehe davon aus, dass er sich auch wirklich ('linksradikale') Gedanken zum Thema macht.
Meines erachtens richtet sich die raubdruck-bewegung der 1960er jahre (im gegensatz zu der in den 1980er jahren) weniger gegen das copyright als gegen das (bewußte oder bewußtlose) vorenthalten von dringend benötigten texten des verschütteten vielfältigen sozialistischen theoriegebäudes. Texte, die sich glücklicherweise nicht nur im Internationalen Institut für Sozialgeschichte in Amsterdam wiederfinden und wiederentdecken ließen. (Da sage einer noch was gegen archive!)
Nicht unwichtig ist dabei auch die rolle eines klitzekleinen heftchens: Rudi Dutschke: Ausgewählte und kommentierte Bibliographie des revolutionären Sozialismus von Karl Marx bis in die Gegenwart. Vorwort von Alfred Krovoza erschien: Druck- und Verlagskooperative, Heidelberg/Frankfurt am Main/Hannover/Berlin 1969, 49 S. (Reihe: Kleine Agitationsbroschüre Nr. 1). Auch das wurde übrigens raubgedruckt: Amsterdam: Paco Press, 1970 :-))) (Ob es wirklich eine fassung: "sds-korrespondenz sondernummer. Berlin 1966" gab, glaube ich übrigens nicht. Ich denke, das geht auf ein späßchen der raubdrucker von Paco Press zurück). Immerhin wurde sich des heftchens 1996 nochmal in einer liebevollen form erinnert: Neuer ISP-Verlag, Köln 1996, ISBN: 3-929008-93-9 - hier werden auch die 1996 *erhältlichen* titel gleichzeitig nachgewiesen. Ein link gibts natürlich mittlerweile auch: http://www.infopartisan.net/archive/1967/266764.html. (Da sage einer noch was gegen bibliograhien!) Olenhusen, der vollständig Albrecht Götz von Olenhusen heißt und rechtsanwalt in Freiburg ist, hat zusammen mit Christa Gnirß quasi das standardwerk zu raubdrucken ende der 1960er jahre geschrieben: Albrecht Götz von Olenhusen, Christa Gnirß: Handbuch der Raubdrucke. Verlag Dokumentation, Pullach bei München 1972, Raubdruck-Archiv, Freiburg im Breisgau 2002 (Überarbeitete, ergänzte und korrigierte Fass. auf CD-ROM). ISBN 3-7940-3419-8. Nicht uninteressant ist auch seine arbeit: Olenhusen, Albrecht G von: Der Weg vom Manuscript zum gedruckten Text ist länger, als er bisher je gewesen ist. Walter Benjamin im Raubdruck 1969 bis 1996. Libelle Verlag, 2. Aufl. 1998, ISBN 978-3-909081-82-0, eine rezension von Momme Brodersen dazu gibt es unter: http://www.bsz-bw.de/depot/media/3400000/3421000/3421308/98_0087.html#R2. Aufschlußreich ist auch ein artikel von Anita Kugler, die von anfang an im kollektiv des legendären "Buchladen Rote Straße" in Göttingen war: Anita Kugler: ''Raubdrucke. Die freie Liebe bitte neben die Kasse.'' In: Christiane Landgrebe, Jörg Plath (Hrsg.): '68 und die Folgen. Ein unvollständiges Lexikon. Argon Verlag, Berlin 1998, ISBN 3-87024-462-3, S. 103-107. Daß neben dem "»besseren« (»kommunistischen«) Copyright" auch eine anarchistische sicht auf letzteres bestand, lehren zum bleistift die aktivitäten der "Linkeck Kommune" in Westberlin seit 1967, die nicht nur die zeitschrift "linkeck" druckten sondern auch viele schöne und lesenswerte raubdrucke. Vergnüglich nachzulesen in dem 12seitigen vorwort zu: Robert Halbach (Hrsg.): linkeck. Erste antiautoritäre Zeitung. Jedes Urteil wissenschaftlicher Kritik ist mir willkommen. Karin Kramer Verlag, mit einem Vorwort versehener vollständiger Reprint, unpaginierte, limitierte und numerierte Ausgabe, Berlin 1987, ISBN 3-87956-194-X, und in: Bernd Kramer (Hrsg.): ''Gefundene Fragmente 1967 – 1980.'' Bd. 1, Karin Kramer Verlag, Berlin 2004, ISBN 3-87956-289-X. Man ahnt es schon: aus der Linkeck Kommune ging 1970 der Karin Kramer Verlag hervor, mehr dazu hier: „Das A im strahlenden Kreis.“ Von linkeck zu Bakunin – 35 Jahre Karin Kramer Verlag. Ein Interview mit Karin und Bernd Kramer.'' In: ''graswurzelrevolution.'' Nr. 302, Oktober 2005; digital unter: http://www.karin-kramer-verlag.de/vlg/vlg-lp02.html, nachgedruckt in: Bernd Drücke (Hrsg.): ''ja! Anarchismus. Gelebte Utopie im 21. Jahrhundert. Interviews und Gespräche.'' Karin Kramer Verlag, Berlin 2006, ISBN 3-87956-307-1, S.93–103. Eine antwort auf einen bekannten und recht unglückseligen ermittler des Börsenvereins gegen die raubdruck-szene anfang der 1980er in Berlin ist das mittlerweile schwer zu findende heftchen: Abenteuer des Lesens. Jahrbuch der Raubdrucker. Verlag zur Unterdrückung der Wirklichkeit, Berlolini 1986, 97 S. (Auflage: 1000). So viel für heute - und schon bin ich wieder verschwunden... :-))) |
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