Der Kapitalismuskritiker Robert Kurz ist vorgestern im Alter von 68 Jahren gestorben. Seine Texte haben mich maßgeblich politisch geprägt, kaum ein Buch hat mich so fasziniert wie sein Hauptwerk "Schwarzbuch Kapitalismus".
Robert Kurz hat die "Denkschule" der Wertkritik in Deutschland mitbegründet. Er verstand sich immer als Marxist und Kapitalismuskritiker, hat dabei aber nie einen Zweifel daran gelassen, dass er für das, was man heute real existierenden Sozialismus nennt, nichts übrig hatte. Dazu hat er ein eigenes Buch geschrieben, das heute nur noch antiquarisch erhältlich ist ("Der Kollaps der Modernisierung", 1994). "Klassische" linke Kapitalismuskritiker bezeichnete Kurz oft abfällig als "Arbeitermarxisten" oder "Traditionsmarxisten", die positive Bezugnahme auf die Arbeit war für ihn ein zentraler Kritikpunkt (Kurz hat wesentlich das
"Manifest gegen die Arbeit" mitgeschrieben).
Kurz ging immer davon aus, dass der Kapitalismus an sich selbst zugrunde gehen wird und auf eine finale Krise zusteuert. Deren Vorboten sah er in der Wirtschaftskrise der letzten Jahre gekommen. Sicher ein guter Grund, sich gerade heute mit seinen Theorien und Texten zu beschäftigen.
Neben dem
"Schwarzbuch Kapitalismus" (kostenlose PDF-Version online) gehört sein Aufsatz
"Antiökonomie und Antipolitik" zu seinen wichtigsten Texten. Ich hatte den Text einige Zeit später gelesen und er war für mich sowas wie das fehlende Kapitel des Schwarzbuchs, denn er befasst sich mit der Frage, wie es denn - mit Alternativstrukturen zur kapitalistischen Realität - weitergehen könnte. Doch versuche anderer, seine Theorien mit Inhalten zu füllen, führten zu starkem Widerspruch seinerseits (
"Robert Kurz ist tot" bei keimform.de).
In jüngeren Jahren hatte man leider den Eindruck, dass sich Kurz vorwiegend am Streit mit der Gruppe
Krisis abarbeitete. Von der Gruppierung, die er maßgeblich mitgeprägt hatte, trennte er sich vor einigen Jahren im Streit und gründete die Organisation
Exit.