Sagt euch der Name Christoph Seidler etwas?
Christoph Seidler war in den 90er Jahren steckbrieflich gesucht auf den RAF-Fahndungsplakaten. Allerdings war er nie Mitglied der RAF. Nach einigen Jahren meldete er sich den Behörden und wurde von allen Vorwürfen freigesprochen. Ähnlich erging es einigen weiteren potentiell Verdächtigen. Das fand statt zu einer Zeit, als die deutschen Behörden sehr wenig über die Struktur der damaligen dritten Generation der RAF wussten. Die Geschichte führte in der Folge zu einer Reihe von Verschwörungstheorien.
Ein, wie ich finde, beispielhaftes und wichtiges Stück deutscher Zeitgeschichte über Terrorismushysterie. Der an jüngerer Geschichte interessierte Internetsurfer könnte ja auf die Idee kommen, sich dort informieren zu wollen, wo das Wissen der Welt gesammelt wird. Allerdings befindet die Wikipedia:
Nicht relevant. (Wer sich dennoch informieren möchte:
hier,
hier)
Es war einer von vielen Fällen, in denen ich in den letzten Jahren die Wikipedia aufrief und feststellen musste, dass der Löschwahn immer groteskere Formen annimmt. Spontan erinnern kann ich mich gerade noch an Death Spank (neues Spiel von Monkey Island-Erfinder Ron Gilbert)
Zum Glück scheinen die jetzt etwas Gegenwind zu erhalten. Kürzlich wurde der Verein MOGIS für unwichtig erklärt. Mogis steht für Missbrausopfer gegen Internetsperren und mischte in der Debatte um Zensursula und das Netzsperrengesetz kräftig mit. Den AK Zensur und
Tschunk (ein unter Hackern beliebtes Getränk mit Mate und viel Alkohol) befanden die Wikipedia-Admins ebenfalls für nicht relevant. Eine schier endlose Liste. Fefe
bloggt gerade viel darüber.
Bei Mogis argumentierten die Wikipedia-Admins übrigens mit mangelnden Mitgliederzahlen. Es könnte mal jemand die Löschung von Greenpeace vorschlagen. Die haben auch nur eine ein- oder zweistellige Mitgliederzahl (die lassen allgemein nur Förderer zu und Mitglieder sind nur einige wenige).