Friday, November 16. 2012Brief an die Naturstrom AG
In Deutschland gibt es vier Stromanbieter, die man üblicherweise empfielt, wenn man nach einem vertrauenswürdigen Ökostromanbieter fragt. Lichtblick, Greenpeace Energy, die Naturstrom AG und die Elektrizitätswerke Schönau. Die taz hat nun eine spannende Geschichte: Drei der vier beziehen Strom von einem österreichischen Unternehmen, welches gerade in der Türkei ein Braunkohlekraftwerk baut.
Nun bin ich Kunde bei dem vierten Anbieter, der davon nicht betroffen ist - und den ich somit auch bedenkenlos weiterempfehlen kann: Die Elektrizitätswerke Schönau. Allerdings beziehe ich mein Gas von der Naturstrom AG. Diese haben nämlich auch einen Biogas-Tarif im Angebot (und sind - wie ich das in der Vergangenheit wahrgenommen habe - durchaus bemüht, dabei nicht Massentierhaltung und Maismonokulturen zu unterstützen). Anlass genug für mich, dort mal nachzufragen. Wer seinem Anbieter ebenfalls schreiben will, darf das natürlich gerne als Vorlage verwenden (und ich bitte die teilweise etwas flapsigen Formulierungen zu entschuldigen - ich hatte ursprünglich nicht vor das zu veröffentlichen, bin aber gerade darum gebeten worden): Sehr geehrte Damen und Herren, Ich habe gestern diesen Artikel in der taz gelesen: http://www.taz.de/Alternative-Stromlieferer/!105629/ Nun beziehe ich zwar von der Naturstrom AG keinen Strom, sondern nur Gas, aber trotzdem bewegt mich das Thema. Ich habe die Naturstrom AG bisher immer als vertrauenswürdig erlebt und als Unternehmen, das "Öko" nicht nur als Werbegimmick nutzt wie viele andere, sondern ernst nimmt. Nun interessiert mich natürlich zum einen, wie die Naturstrom AG auf diese Enthüllungen reagieren will. Zum anderen interessiert mich aber auch, wie das überhaupt passieren konnte. Wenn ich mal ihre Webseite zitieren darf - dort steht: "Natürlich achten wir auch darauf, dass keine Atom- und Kohlekonzerne an den Erzeugungsanlagen beteiligt sind." Es würde mich ja interessieren, wie das konkret aussieht. Denn eigentlich würde ich ja davon ausgehen, dass sie das nicht nur so sagen, sondern auch - bei Verhandlungen - in den Lieferverträgen festklopfen. Auch wäre es ja eigentlich wünschenswert, dass ein Ökostromunternehmen nicht nur Strom von Partnerunternehmen bezieht, sondern dort solche Entscheidungen beeinflusst, bevor sie getroffen werden. Der Bau des Braunkohlekraftwerks wird sich nun wohl - selbst wenn ihr Unternehmen und die beiden anderen betroffenen Ökostromer jetzt ihre Verbindungen mit der Verbund AG kappen - nicht mehr verhindern lassen. Ich bin schon in gewisser Weise enttäuscht, dass so etwas passieren konnte. Von ihrer Antwort werde ich es sicher auch abhängig machen, ob ich weiter bei Ihnen mein Biogas beziehen möchte oder mir auch hier einen anderen Anbieter suche. Natürlich werde ich auch davon abhängig machen, ob ich sie künftig noch bedenkenlos an andere Menschen weiterempfehlen kann. Mit freundlichen Grüßen, Hanno Böck Update: Ich hab recht schnell eine Antwort bekommen: Sie können uns glauben, dass wir uns sehr über die Kohlekraftwerkspläne der Verbund AG ärgern. Zu Ihren Fragen kann ich Ihnen folgende Auskunft geben: naturstrom sieht die Beteiligung der Verbund AG an dem voraussichtlich 2015 in Betrieb gehenden Braunkohlekraftwerk Tufanbeyli äußerst kritisch und distanziert sich ausdrücklich von diesen Plänen. Daher hat naturstrom die Initiative für ein gemeinsames Vorgehen der betroffenen Ökostromanbieter gegenüber der Verbund AG übernommen. Unser Ziel ist, die Verbund AG von ihrem Vorhaben abzubringen und zum Verkauf der Projektbeteiligung zu bewegen. Ein Schreiben diesen Inhalts an die Verbund AG ist derzeit in Abstimmung. Darüber hinaus werden Gespräche mit Robin Wood sowie mit der Initiative "Atomausstieg selber machen" stattfinden, um die Situation zu besprechen und Lösungswege zu erarbeiten. Wie Robin Wood in ihrer eigenen Stellungnahme geschrieben hat, gelten im Stromgroßhandel Verträge über mehrere Jahre. Daher ist es unser Ansatz, die Verbund AG von der Aufgabe des Vorhabens zu überzeugen, bevor das Kraftwerk in ca. drei Jahren fertiggestellt wird. Das liest sich für mich erstmal zumindest so, dass man das Problem ernst nimmt. Auf der Homepage von Greenpeace Energy gibt es inzwischen eine Stellungnahme, die allerdings eher wachsweich klingt. Bei Naturstrom und Lichtblick steht bisher nicht, was ich ein bißchen schwach finde. Update 2: Da mich immer noch Leute auf diesen Blogbeitrag ansprechen: Inzwischen hat die Verbund AG sich von ihren Anteilen an dem türkischen Braunkohlekraftwerk getrennt. Die gehören jetzt E.ON (wer dort Kunde ist, sollte das eh schleunigst ändern - aber dafür braucht's als Grund kein weiteres Braunkohlekraftwerk). Ich wollte mit dem Blogeintrag auch nicht sagen, dass ich die genannten Ökostromer nicht mehr weiterempfehlen kann. Ich denke nach wie vor, dass Naturstrom, Greenpeace Energy und Lichtblick an vielen Stellen gute Arbeit machen.
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Friday, November 9. 2012Languages and translation technology
Just recently, Microsoft research has made some progress in developing a device to do live translations from English into Mandarin. I'd like to share some thoughts with you about that.
If you read my blog on a regular basis, you will know that I traveled through Russia, Mongolia and China last year. If there's one big thing I learned on this trip, it's this: English language is - on a worldwide scale - much less prevalent than I thought. Call me a fool, but I just wasn't aware of that. I thought, okay, maybe many people won't understand English, but at least I'll always be able to find someone nearby who's able to translate. That just wasn't the case. I spent days in cities where I met nobody that shared any language knowledge with me. I'm pretty sure that translation technologies will become really important in the not-so-distant future. For many people, they already are. I've learned about the opinions of swedish initiatives without any knowledge of swedish just by using Google translate. Google Chrome and the free variant Chromium show directly the option to send something through Google translate if it detects that it's not in your language (although that wasn't working with Mongolian when I was there last year). I was in hotels where the staff pointed me to their PC with an instance of Yandex translate or Baidu translate where I should type in my questions in English (Yandex is something like the russian Google, Baidu is something like the chinese Google). Despite all the shortcomings of today's translation services, people use them to circumvent language barriers. Young people in those countries are often learning English today, but it's a matter of fact that this will only very slowly translate into a real change. Lots of barriers exist. Many countries have their own language and another language that's used as the "international communication language" that's not English. For example, you'll probably get along pretty well in most post-soviet countries with Russian, no matter if the countries have their own native language or not. This also happens in single countries with more than one language. People have their native language and learn the countries language as their first foreign language. Some people think their language is especially important and this stops the adoption of English (France is especially known for that). Some people have the strange idea that supporting English language knowledge is equivalent to supporting US politics and therefore oppose it. Yes, one can try to learn more languages (I'm trying it with Mandarin myself and if I'll ever feel I can try a fourth language it'll probably be Russian), but if you look on the world scale, it's a loosing battle. To get along worldwide, you'd probably have to learn at least five languages. If you are fluent in English, Mandarin, Russian, Arabic and Spanish, you're probably quite good, but I doubt there are many people on this planet able to do that. If you're one of them, you have my deepest respect (please leave a comment if you are). If you'd pick two completely random people of the world population, it's quite likely that they don't share a common language. I see no reason in principle why technology can't solve that. We're probably far away from a StarTrek-alike universal translator and sadly evolution hasn't brought us the Babelfish yet, but I'm pretty confident that we will see rapid improvements in this area and that will change a lot. This may sound somewhat pathetic, but I think this could be a crucial issue in fixing some of the big problems of our world - hate, racism, war. It's just plain simple: If you have friends in China, you're less likely to think that "the chinese people are bad" (I'm using this example because I feel this thought is especially prevalent amongst the left-alternative people who would never admit any racist thoughts - but that's probably a topic for a blog entry on its own). If you have friends in Iran, you're less likely to support your country fighting a war against Iran. But having friends requires being able to communicate with them. Being able to have friends without the necessity of a common language is a fascinating thought to me.
Posted by Hanno Böck
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