Friday, February 17. 2006ver.di StreikComments
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Uneingeschränkt solidarisch? Sooo weit würde ich dann doch nicht gehen wollen.
.oO("Heute in HaTV: Hanno entdeckt den Klassenk(r)ampf")
Es war konkret auf das Thema (Kampf gegen Arbeitszeitverlängerung) bezogen und da würde ich es schon aufrechterhalten.
Natürlich nicht mit ver.di an sich. Dieser komische Pro-Atomkraft-Grüne und sein Verein ist mir i. A. äußerst suspekt. Aber wenn sie mal was richtiges machen, darf man das ja auch so sagen.
Teilhabe und Mitarbeit am Leben ist Menschenwürde, und alles Ökonomische muß dem untergeordnet werden. Da die Politik die neue Zeit, nach dem Wachstum, noch nicht begriffen hat, muß wohl gestreikt werden, damit es in zehn Jahren keinen Bürgerkrieg geben muß.
Der Streik trifft vor allem deshalb die Falschen, weil sich der Streik im Ergebnis gegen die Streikenden richten wird. Sehen wir doch einmal genauer hin. Die Gewerkschaften rufen zum Streik um eine Arbeitzeitverlängerung zu verhindern. Rückblickend haben die Gewerkschaften doch eine Lohnpolitik betrieben, die dem Wunschdenken, aber nie der Wirklichkeit entsprach. Jahrelang wurden den Mitgliedern ordentliche Lohnzuwächse mit dem Argument der Arbeitszeitverkürzung (Sie erinnern sich noch: 35 Std. Woche, Deutschland auf dem Weg in die Freizeitgesellschaft?) enthalten. Und jetzt, nachdem dieser Traum wie eine Seifenblase zerplatzt, verhindern die selben Gewerkschaften mit ihrer Forderung nach Erhalt dieser völlig sinnlosen verkürzten Arbeitszeit wieder den notwendigen Lohnzuwachs. Im Grunde nehmen die Gewerkschaften das Geld aus den Taschen ihrer Mitglieder, in den letzten Jahren durchschnittlich 5% unausgeglichene Preissteigerungen und Lohnkürzungen, sei es durch den Wegfall von Zusatzleistungen wie Weihnachtsgeld oder durch erhöhte Sozialabgaben und Steuern. Die Arbeiter und Angestellten im öffentlichen Dienst brauchen Geld in der Brieftasche, um die Kostensteigerungen aufzufangen und nicht der Verarmung anheim zu fallen. Die Arbeitszeit spielt dabei die nachgeordnete Rolle. Es ist auch kaum vermittelbar, warum die Bürger, die den öffentlichen Dienst bezahlen 40-42 Stunden arbeiten sollen und diejenigen im öffentlichen Dienst nur 38.5 Stunden, das ist eine Geisterdiskussion, die zu nichts führt. Ich rate den Streikenden: Löst euch von diesen Gewerkschaften, tretet massenhaft aus und geht zur Arbeit. Dann sucht euch neue Interessenvertreter, die auch verstehen was die Stunde geschlagen hat, oder besser vertretet eure Interessen selber. Ich denke mal 42 Wochenstunden, 25 Tage Urlaub bei 5% Lohnzuwachs pro Jahr auf 5 Jahre, bei gleichzeitigem Abbau von 2% Stellen pro Jahr wäre schon ein Schritt in die richtige Richtung und auch dazu angetan der Verarmung der Mitarbeiter entgegen zu wirken.
Mit den Konzepten, mit denen ihr in diesen Streik gegangen seit, werdet ihr euch nur selber schaden. Im Ergebnis wird doch nur der Privatisierungsdruck steigen und auch Privatisierungen zur Folge haben. Im übrigen meine ich, dass unser Land mit diesem öffentlichen Dienst und dieser VerDi – Gewerkschaft nicht bestehen kann und solange mich die Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes nicht davon überzeugt haben, dass dieser öffentliche Dienst die richtige Antwort auf die Probleme im Land hat, ja solange werde auch ich der nachdrücklichen Privatisierung und zwar unter Einschluss von betriebsbedingten Kündigungen das Wort reden. Denn gerade der Abbau von Stellen im öffentlichen Dienst ist doch letztlich der einzige Garant für höhere Leistung bei geringeren Kosten und daran, auch darüber müssen sich die Streikenden klar sein, führt absolut kein Weg vorbei, soll es denn einen öffentlichen Dienst mit annähernd dem bisherigen Funktionsumfang auch in Zukunft geben. Ich will aber auch klar sagen, dass ich an eine Reformfähigkeit des öffentlichen Dienstes nicht glaube. Und genau deshalb begrüße ich auch den Streik, er möge hoffentlich noch lange dauern, weil der Druck in die von mir gewünschte Richtung steigt und es so in den nächsten Jahren fortlaufen weitere Privatisierungen geben wird. So gesehen, ist doch alles gut, hüllt euch nur weiter in die hübschen VerDi Mülltüten und lauscht dem dümmlichen Gewerkschaftspalaver. Die Realität hat euch schon überholt und ihr leistet nur noch Rückzugsgefechte. So gesehen ist doch alles gut. Der Streik trifft also doch die Richtigen.
Wenn wir davon ausgehen, dass gesellschaftliche Verhältnisse nicht *einfach so* über Menschen hineinbrechen, dann ist es auch so, dass diese veränderbar sind. Simple Logik, musste nur mal wieder gesagt werden. Der Job der Gewerkschaften ist es für ihre Klientel möglichst sinnvolle Bedingungen beim Verkauf der Arbeitskraft rauszuschlagen. Es ist überhaupt nicht die Frage, was »geht«, sondern was man «will«. Somit ist es zu begrüßen, wenn die komischen Gewerkschaften das wenigstens einmal konsequent machen. Jene die dann ganzen Tag von Realitäten sprechen, vergessen dabei ganz gerne, wie diese Realität eigentlich zu Stande kam und beweisen damit ihr religiöses Potenzial: »alles Gute kommt von oben«. Bon appetit.
Bei der Privatisierung gibt es nur einen Haken: Firmen können Pleite gehen. Und dann? Und Firmen könne Presie diktieren, unter bestimmten Umständen.
Ein Problem bei verdi ist: es ist zu groß. Pflegepersonal kann unmöglich mit z.B. Verwaltungsangestellten verglichen werden. Ich bilde mir ein, daß eine Schwester, die heute bis 21 Uhr arbeitet, morgen dann ab 6 Uhr und übermorgen Nachtdienst macht, eine ganz andere Arbeitsbelastung hat als jemand, der schön brav um 8 in sein Büro kommt und um 16 Uhr wieder heim geht. Dann wäre da noch die Frage, ob es tatsächlich so wenig Geld gibt. Meiner Erfahrung nach nicht, man will es bloß nicht her geben. Das rückt natürlich die Verweigerung einer Lohnerhöhung von Klinikpersonal in ein ganz neues Bild: anscheinend ist die Gesundheit nicht besonders hoch geschätzt, denn sonst würde man mehr Geld dafür ausgeben. Ausschlaggebend für den Streik war tatsächlich der mangelnde Lohnausgleich. Es soll ja Menschen geben, die Kliniken gar nicht erst betreten wollen. Zu Recht, wer tut das schon gerne, es ist ein unangenehmes Umfeld. Einige Mutige machen es trotzdem, (fast) jeden Tag. Tatsächlich hätte man wenigstens nach drei Nullrunden bei der Erhöhung auf 42 Stunden einen Lohnausgleich erwarten können. allerdings würde die Arbeitsbelastung dadurch auch nicht geringer werden. Bereits jetzt pfeifen viele Pflegende aus dem letzten Loch. Die 42 Stunden gibt es bereits zum Teil, und 5 freie Tage im Monat sind nicht genug, um zu regenerieren. Noch dazu bei einem Team, was dann von 12 auf 11 Leute reduziert ist, wodurch also der einzelne noch mehr Aufgaben zu verrichten hat - und das nicht in irgendeinem Café. Interessant ist, daß ab diesem Punkt bei den meisten in der Bevölkerung jeder weitere Gedankengang abgeblockt wird. Denn: na, was könnte es wohl heißen, wenn eine Schwester oder ein Pfleger nicht ausgeruht sondern überarbeitet, also eigentlich nicht arbeitsfähig, in den Dienst geht? Na? Fehlerrate bei Überarbeitung? Klingelt es? Ein unangenehmer Gedanke, ich weiß, aber es heißt, daß die Patienten gefährdet sind. Unter Umständen mit tödlichen Folgen. So einfach ist das. Der Stellenabbau gefährdet also die Bevölkerung in ihrer Sicherheit, und zwar ganz unmittelbar und extistenziell- nicht bei solchen Geschichten wie Lebensstandard. Noch viel existenzieller als man sich das normaler Weise vorstellt. Tote Menschen brauchen übrigens dann auch keinen Lebensstandard mehr. Das ist also ein bißchen was anderes als der Arbeiter, der einen Porsche oder auch nur einen BMW weniger herstellt. Die Lage ist schon übel genug in den Kliniken. Dieser Streik versucht auch, das Schlimmste zu verhindern. |
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Das ist ja echt unglaublich. Die Orginalinfo hab' ich hier her.
Tracked: Feb 19, 15:23